«Um was es wirklich geht», lautete der Titel des Kommentars in der EP/PL vom 23. März. Mit der Schlussfolgerung, dass es im Oberengadin nun endlich eine zeitgemässe Infrastruktur brauche. Für die Pflegebedürftigen und für die Pflegerinnen und Pfleger. Ohne weitere Zeitverzögerungen.
Wenn nun in diesem Kommentar dafür plädiert wird, dass doch noch einmal ein kurzer Marschhalt nötig ist, ist das kein Widerspruch. Seit einer Woche nämlich liegen weitere Fakten auf dem Tisch. Die zeigen, dass ein zentrales Pflegeheim am Standort Promulins nicht nur im Bau erheblich günstiger wäre, sondern auch mit beträchtlichen Einsparungen im Betrieb einherginge. Selbstredend würden auch bei diesem Projekt die Anforderungen an eine zeitgemässe Pflege erfüllt, betonen die Unterliegergemeinden.
Diese Argumente können nicht einfach vom Tisch gewischt werden, ohne dass sie zumindest vertieft geprüft und diskutiert werden. Es macht keinen Sinn, an dieser Stelle das eine Projekt gegen das andere auszuspielen oder Kostenberechnungen infrage zu stellen. Bei beiden Projekten waren Fachleute am Werk, da darf erwartet werden, dass sowohl der Standort Du Lac als auch Promulins oder eben eine Kombination aus beiden gute Lösungen bietet.
Gefordert sind jetzt die Gemeindepräsidenten. Gefordert deshalb, weil sie einen Konsens finden müssen, den sie auch gegen aussen gemeinsam vertreten. Und genau dafür braucht es diesen Marschhalt. Zusammensitzen, vorurteilslos die vorliegenden Projekte prüfen, Vor- und Nachteile abwägen und zu einem Entscheid kommen, der für die Bevölkerung nachvollziehbar begründet werden kann. Kurz: Es braucht ein Miteinander, und kein Gegeneinander. Und zwar rasch.
Wenn das nicht stattfindet, werden die Stimmbürger der Unterliegergemeinden im Herbst und jene der Oberliegergemeinden im November über das Promulins- respektive das Du-Lac-Vorhaben abstimmen. Was, wenn in einzelnen Gemeinden ein Nein resultiert? Ist es dann ein Nein zum jeweiligen Projekt oder vielleicht nicht doch ein Unbehagen gegenüber der Strategie mit zwei Standorten? Dann droht ein längerer Marschhalt. Kann es das sein?
Nein, nein und nochmals nein! Jetzt müssen die Gemeinden Verantwortung übernehmen. Wenn sie sich nicht rasch zusammenraufen, schieben sie diese Verantwortung einfach auf den Stimmbürger ab. Das kann es definitiv nicht sein.

Autor und Foto: Reto Stifel