Las Maisas im Val Lavinuoz
Es ist bereits November. Noch ist kein Schnee gefallen und der Morgen ist kristallklar. An solchen Tagen wandere ich besonders gerne in mein Lieblingstal. Die Kühe haben längst die Alpen verlassen. Es umfängt mich spätherbstliche Stille und Farbenpracht. Nur die Lavinuoz murmelt und rauscht entlang des Weges. Das Tal habe ich heute für mich allein. Kurz vor der zweiten Alp öffnet sich nach eine Kurve die Hochebene. Wie ich diesen unvermittelten Blick in die Weite jedes Mal aufs Neue geniesse! Doch heute will ich unbedingt noch weiter. Dieser Tag verspricht mehr. Ich folge dem Weg über die Plan San Jon zur Chamanna Marangun. Dort mache ich wieder einen kurzen Halt und lasse die unvergleichliche Aussicht talabwärts auf mich wirken. Schliesslich erklimme ich den vom Gletscher abgeschliffenen Felsriegel am Ende des Tals und stehe auf Las Maisas, meinem Ziel. Vor mir Chapütschin, Verstancla, Tiatscha und der Maisas Gletscher. Ich drehe mich um. Die tiefstehende Sonne scheint mir warm ins Gesicht, während kühler Schatten bereits die rechtsseitigen Hänge herabfliesst. Was für eine atemberaubender Blick in die Tiefe, was für ein magischer, unvergesslicher Moment. (bm)

Einblicke und Ausblicke
Und dann steht sie da, am Wegesrand. Wie eine alte Bekannte, die gegrüsst werden will. Dicker Stamm, dicke Äste, in der Höhe wild verwachsen. Hunderte von Stürmen hat sie erlebt, zahllose Gewitter überstanden, Kälte- und Hitzeperioden getrotzt. Die esoterische Schiene mit Bäumen umarmen ist nicht so meins. Aber diese Arve berühre ich immer. Und sie berührt mich, gewährt mir Einblicke. Weil sie schon rund 1000 Jahre hier auf 2200 Meter über Meer stehen soll. Ich ziehe Kraft aus diesem Baum, Kraft aus dieser Gegend, die für mich zu einer der schönsten im Engadin zählt. Der Wald, durch den sich der Weg von der Alp da Staz in Serpentinen hochzieht ist alt, die Bäume knorrig. Die Aussicht vom Muottas da Schlarigna, von «meiner» Arve in 20 Minuten erreicht, schweift vom Hochgebirge bis in die Plaiv.
Und jedes Mal, wenn der Winter abgezogen ist und ich Ende Mai zum ersten Mal wieder hochsteige die bange Frage: Steht sie noch? Denn sie ist nicht nur uralt, sie ist auch gebrechlich geworden, die Arve. Der Stamm ist innen verfault und irgend einmal wird sie das Gewicht nicht mehr tragen können, wird sie sich altersmüde zu Boden legen. So wie das andere vor ihr auch schon gemacht haben. Zu erreichen vom Stazersee über die Alp da Staz. Ein wunderbarer Höhenweg führt von Pt. 2194 auch nach St. Moritz Bad. (rs)

Der versteckte, magische Wasserfall
Ganz nah und doch gut versteckt ist einer meiner Lieblingsplätze in der Region. Es ist der Arpigliabach südlich von Zuoz mit seinem magischen Wasserfall. Ausgehend von Zuoz Resgia führt der schmale Weg des Abenteuer- und Erlebnispfads «Senda Celesta» rechts am rauschenden Arpigliabach entlang, vorbei an nahen Felsen und umgekippten Bäumen. Nach wenigen Minuten schon hört man den tosenden Wasserfall der wie aus dem Nichts, plötzlich in seiner ganzen Pracht vor dem Betrachter steht. Imposant zu betrachten auch von etwas weiter oben von einem kleinen Felsvorsprung und auch aus einer kleinen Kuhle heraus, die schon fast hinter dem Wasserfall liegt. Dieser Standort ist indes nicht ungefährlich, bedingt zumindest gutes Schuhwerk und Trittsicherheit. Eindrücklich ist er alleweil.
Wer noch etwas Zeit hat, kann der steil aufsteigenden «Senda Celesta» weiter folgen, die 39 Holzstufen der schon 1931 erstellten Himmelsleiter, der «S-chela Celesta», erklimmen und oben, im lichten Nadelwald angekommen, entweder in Richtung Alp Arpiglia oder Munt Seja abzweigen oder den weissen Wegweisern und der Alpenrosengesäumten «Senda Celesta» weiterfolgen, den Arpigliabach auf zwei einfachen Bohlen überqueren und den steilen Abstieg zum Grillplatz am Ausgangspunkt der Tour unter die Füsse nehmen. (jd)

Bei Wasseramsel und Murmeltier
Wenn mir der Malojawind mal wieder so richtig auf die Nerven geht, bestücke ich meinen Drahtesel mit der Kameratasche und flüchte in den Windschatten im Val Bever. Kurz nach Bever muss ich bei der Brücke über den Beverin das erste Mal eine kurze Rast machen und nach meiner Wasseramsel schauen. So richtig dicke Freunde sind wir zwar noch nicht, sie will nämlich nach wie vor nicht so richtig für die Kamera posieren. Aber Hauptsache es geht ihr gut. Weiter führt mich meine Tour das wilde Tal hoch durch imposante und abwechslungsreiche Landschaft. Hinter Spinas folgt auf Geröll ein Nadelwald mit seinem unvergleichlichen Duft und kurze Zeit später öffnet sich das Tal und offenbart seine ganze hochalpine Blütenpracht. Zeit sich in der Nähe des wilden Baches auf einen Stein zu setzen und darauf zu warten, dass sich die neugierigen Munggen vor der Kamera in Szene setzen. Ein perfekter Tag wird auf der Rückfahrt mit einem Frischgezapften, serviert mit südtirolischer Herzlichkeit, auf der Terrasse des Gasthauses Spinas abgerundet. (dz)

Büvetta Sfondraz
Meis lö predilet es ragiundschibel fond üna spassegiada süls stizis dal svilup turistic in Engiadina Bassa. Directamaing illa chüna da quist svilup chi ha manà benestanza e chi ha transmüdà Scuol, sco cumün da paurs ad ün cumün turistic e da bainesser, as rechatta la Büvetta Sfondraz. Davent da la pitschna ustaria as vezza d’üna vart la Büvetta Nairs a la riva da l’En, chi dorma amo il sön da Rösaspina, e da tschella vart la nouva punt moderna ot sur l’En chi collia Tarasp cun Scuol. E listess as rechatta quist löet immez la natüra imposanta, ingio cha’l god as ferma pür bod ill’aua dal flüm. Cun baiver l’aua minerala da la funtana Sfondraz, s’haja l’impreschiun da dudir ils giasts chi chaminaivan plü bod da Vulpera e da Scuol vers Nairs per far lur curas d’aua minerala illa Büvetta Nairs.
La spassegiada cumainza a Scuol Chantröven sülla senda da l’allea da Tulai e traversa l’En sper la Clemgia per cuntinuar il viadi lung l’En in direcziun Nairs. Planet as vezza lura la Büvetta Sfondraz chi invida cun differentas buntats a far üna fermativa. Tuornar as poja lura sülla senda suot la via veglia da Scuol cun access dadour Brentsch.
(nba)

Zum Nachsitzen
Die Silser Halbinsel Chastè ist für die meisten wohl nicht der klassische Rückzugsort: Im Hochsommer pilgern Dutzende von Spaziergängern strammen Schrittes zum Nietzsche-Stein und ganze Familien lagern an Grillstellen und auf lauschigen Picknick- und Badeplätzen. Doch es gibt unweit des verkehrsreichen «Ringpfades» auch versteckte Oasen der Ruhe, nur einen Steinwurf von der Betriebsamkeit entfernt. Zu diesen gehört eine hölzerne Sitzbank, die mein verstorbener Vater einst über eine Sponsoring-Aktion des lokalen Kurvereins anfertigen liess. Den Standort hatte er mit Bedacht gewählt: Die Bank steht sicht- und windgeschützt auf einem Felsen, umringt von einigen Lärchen. Sie bietet eine einnehmende Sicht auf den Silsersee, das Delta von Isola und den sich darüber hoch erhebenden Piz da la Margna. In der Bucht tief unten wabbert das Silserseewasser. Je nach Stärke des Malojawinds schlagen die Wellen mal sanft, mal heftig gegen das Fesgestein. Das rhythmische Gluckern lullt den Sitzenden ein, während er sich am Anblick der majestätischen Landschaft berauscht. Die Gedanken verflüchtigen sich und geben der Meditation Raum.
Mein Vater war kein Esoteriker, aber ein intuitiver, naturverbundener Mensch. Er hätte dieses Fleckchen Erde nie «Kraftort» genannt, aber dessen überwältigende suggestive Wirkung hat er gespürt. Ein Ort zum Nachsitzen. (mcj)

Il Menhir da Prospiz
La via fin sü Laret es stipa, ma apaina chi’s riva süsom s’ho üna vista incredibla suravi tuot l’Engiadin’Ota. Que es eir il mumaint cur cha il viers dals autos sül sviamaint cumainza as calmer. Inavaunt vo que vers Griatschouls e tuot in üna vouta s’esa circundo d’üna quietezza absoluta. Tres il god maina la senda fin ad ün grand plaun, cha be continuand sülla via d’alp nu’s crajess niauncha ch’el exista. Sün quist plaun as rechatta il Menhir da Prospiz, ün monolit dal temp da bruonz tardiv. La tevlina vi dal crap disch, cha da la vart dal nord hegia que üna ferma radiaziun magnetica natürela. Que do chi chi craja e chi chi nu craja cha quist es ün lö d’energia. Tscherts badan qualchosa, oters na. Che ch’eau bad es greiv da descriver, forsa es que l’energia da la radiaziun, forsa am fo la quietezza absoluta impreschiun u forsa suni eir simplamaing our d’fled. In mincha cas es quist mieu lö speciel, inua ch’eau vegn a charger mias batterias. Ün lö magari daspera a la civilisaziun, e listess dalöntsch avuonda per schmancher e lascher davous se la valleda, ils pissers ed ils impissamaints. (gd)

Das ursprüngliche Seitental
Eine atemberaubende Kulisse, eine imposante Landschaft mit vielen Schluchten und hohen Felswänden und der rauschende Bergbach Ova Chamuera – das ist das Val Chamuera, eines der letzten ursprünglichen Seitentäler des Oberengadins. Wer die Abgeschiedenheit und Ruhe sowie ein ganz aussergewöhnliches Naturerlebnis sucht – ob Wanderer oder Mountainbiker –, ist im Val Chamuera genau richtig. Das Tal hat zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter seinen ganz eigenen Charme. An einem schönen, sonnigen Sommertag erscheint das Val Chamuera mit den blühende Blumen am Wegrand und den grünen Tannen sanft und lieblich, an einem kühlen, nebligen Herbsttag wirkt es wild und mystisch, beinahe etwas bedrohlich.
Der Eingang des Val Chamuera ist in La Punt Chamues-ch auf der rechten Talsteite. Auf einer Naturstrasse gelangt der Wanderer oder Biker durch das Tal bis zum alten Säumerhaus Serlas, wo sich der Weg gabelt einerseits hinauf zru Alp Prüna oder der Ova Chamuera entlang zur Alp Prünella. (mb)

Über die Alp Prasüra auf Marmore
Hinter dem Hotel Maria in Sils schlängelt sich ein schmaler Serpentinen-Waldweg die Furtschellas hoch, vorbei an Quellenbächen, Wasserfällen und grasenden Kühen. Im Spätsommer findet der pilzkundige Wanderer dort Lerchenröhrlinge, Butterpilze und Bovisten - aber Vorsicht vor dem giftigen Knollenblätterpilz, dieser sieht dem Bovisten zum Verwechseln ähnlich. Nach circa zwei Kilometern und der Erklimmung einiger hundert Höhenmeter, erkennt der Wintersportler vielleicht die Skipiste wieder. Diese zeigt sich im Sommer aber von einem ganz anderen Gesicht: Statt mit Schnee ist die Wiesenhang mit Wildpflanzen übersät, derer sich die Kühe geräuschvoll annehmen. Inmitten dieser Lichtung liegt die Alp Prasüra, die Sommerresidenz des Kuhhirten. Neben der Hütte plätschert ein kleiner Bach das Tal hinunter. Der beste Ort für eine kleine Verschnaufpause. Weiter geht es von dort zum Aussichtspunkt «Marmore», der unterhalb des Grialetsch-Gipfels aber oberhalb der Baumgrenze liegt. Von dort aus lässt sich ein Panoramablick in drei Himmelsrichtungen geniessen: Nach Süden ins Val Fex, nach Westen zur Halbinsel Chaste und gen Osten zum Silvaplaner See. (dk)