Der Entscheid gegen den Kredit für die neue Brücke vis-à-vis des RhB-Depots über den Inn zum Kreisel Cho d’punt war damit ziemlich klar. Mit lediglich 25 Stimmen Unterschied (458 zu 433 Stimmen) wurde er Kredit von 470'000 Franken für die Realisierung der Bushaltestelle Cho d’Punt angenommen. Am wenigsten umstritten war der Kredit von 195'000 Franken für die Realisierung des Fussweges zwischen der RhB-Brücke und dem Kreisel Cho d’Punt. Dieser Kredit wurde mit 532 zu 358 Stimmen angenommen. Die Stimmbeteiligung in Samedan lag bei 47,47 Prozent.

Zudem hat die Gemeindebevölkerung von Samedan an der Urne die Jahresrechnung 2019 er Gemeinde und des Elektrizitätswerkes klar und deutlich angenommen. Mit 623 gegen 202 Stimmen hat Samedan auch die Verselbständigung des Elektrizitätswerkes durch Überführung in eine öffentlich-rechtliche Anstalt mit eigener Rechtspersönlichkeit genehmigt. Ein deutliches Ja gab es auch für die Teilrevision der Ortsplanung (Zonenplan Spital und Surpunt).

Autor: Nicolo Bass

Vorderhand kein neuer Anlauf
«Ich kann gut mit dem Nein zur Fussgängerbrücke leben», sagt Gemeindepräsident Jon Fadri Huder nach der Abstimmung. «Es ist ein klares Votum bei einer hohen Stimmbeteiligung. Wir hatten die Aufgabe, die Unterlagen aufzuarbeiten. Diese wurden auch von der Gegnerschaft als sehr gut erachtet.» Huder ist nach wie vor überzeugt davon, dass das dem Souverän vorgelegte Brückenprojekt das bestmögliche war. «Wir haben alle möglichen Varianten geprüft, auch unter Berücksichtigung der Erstellungs- und Unterhaltskosten. Wenn die Überführung auch noch über die Kantonsstrasse hätte führen sollen, wäre das Projekt doppelt so teuer geworden. Das sei durchgerechnet und in der Abstimmungsbotschaft auch aufgezeigt worden, ergänzt der Samedner Gemeindepräsident. «Wir haben in der Schweiz so viele Fussgängerstreifen, die gleich nach Kreiseln angelegt sind, und diese funktionieren. Warum dieses System in Samedan nicht funktionieren soll, ist mir nach wie vor ein Rätsel.» Weiter kommentieren will der per Ende Jahr scheidende Gemeindepräsident das Nein zur Fussgängerbrücke nicht, zeigt sich aber erfreut darüber, dass die beiden anderen Teilprojekte, die Bushaltestelle und der Fussgängerweg, dank dem Ja des Souveräns realisiert werden können.

Problem löst sich wohl von selbst
Andrea Morell gehört zu den Fussgängerbrücken-Opponenten der ersten Stunde und ist Sprecher der am Referendum Beteiligten: «Mit 63 Prozent wurde der Kredit abgelehnt. Das bildet den Volkswillen gut ab.» Die finanzielle Situation der Gemeinde sowie der Sicherheitsaspekt haben aus seiner Sicht zum Nein an der Urne geführt. «Diese Querung der Kantonsstrasse über den Fussgängerstreifen ist sehr gefährlich. Der Verkehr dort unten nimmt stark zu. Und wenn dann auch noch Velofahrer über die Brücke herunterfahren, werden die bestimmt nicht unten anhalten wollen.» Morell und seine Mitstreiter wollen jetzt einfach mal abwarten, dass die Porta Samedan in Betrieb genommen wird und zusehen, wie sich die neue RhB-Passerelle präsentieren wird. Diese soll ja verbreitert und behindertengerecht gestaltet werden. «Für uns stellt sich die Frage, ob es dereinst überhaupt noch eine neue Fussgängerverbindung braucht oder ob sich das Problem von selbst erledigt.» Und in diesem Kontext von Problemen zu sprechen, sei ein bisschen übertrieben. Schliesslich rede man hier von wenigen hundert Metern Distanz in Bezug auf die Erschliessungsrouten.

Text: Marie-Claire Jur