Seit etlichen Jahren schon setzt die Redaktion der «Engadiner Post/Posta Ladina» jeweils einmal im Jahr einen Themenschwerpunkt. Von der Integration ausländischer Mitbewohner zum Engadin als Wasserschloss über die Rolle der Kirche zur Bedeutung der Landwirtschaft und letztes Jahr über die Folgen der Klimaerwärmung wurden Themen eine Woche lang vertieft und losgelöst vom aktuellen Tagesgeschehen behandelt. Der Inhalt der Schwerpunktwoche wird jeweils bereits im Frühjahr definiert, sodass genügend Zeit für die Recherche bleibt, um die Ergebnisse der Leserschaft in Interviews, Reportagen zu präsentieren. Dieser Effort ist 2011 belohnt worden: Die Redaktion hat mit der Schwerpunktwoche «Architektur» den Ostschweizer Medienpreis gewonnen.

Wann ist man jung?
Und nun also das Thema «Jung sein im Engadin.» Nebst den Diskussionen über die konkreten Inhalte hat das Thema im Frühjahr auf der Redaktion eine ganz grundsätzliche Frage aufgewor-fen. Wie wird «jung» überhaupt definiert? Wo setzen wir die Grenze in einer Zeit, in der sich immer mehr Leute scheinbar ewig jung fühlen?
Die Sozialwissenschaft kennt verschiedene Definitionen von Jugend. In der Regel werden die 13- bis 21-Jährigen als Jugendliche bezeichnet. Die Redaktion hat sich auf die Altersgrenze 15–25-jährig festgelegt, um bei der Recherche festzustellen, dass dieser Schnitt nicht so messerscharf gezogen werden kann und auch nicht gezogen werden sollte. Eine 27-Jährige kann ebenso spannende Inputs zum Thema geben wie ein 14-Jähriger. In der Schwerpunktwoche werden viele, nicht nur Jugendliche zu Wort kommen. So eröffnet beispielsweise der Bündner Erziehungsdirektor Jon Domenic Parolini am kommenden Dienstag die Schwerpunktwoche mit einer Kolumne, welche der Frage nachgeht, welche Perspektiven Jugendliche in Bezug auf die berufliche Ausbildung oder weiterführende Schulen haben und was der oft zitierte «Brain Drain» für eine peripher gelegene Region bedeuten kann. Aber auch der Soziologe Christoph Zangger von der Universität Zürich wird in einem Interview zu Wort kommen. Er befasst sich unter anderem intensiv mit Einflüssen sozialräumlicher Umgebungen auf verschiedene Lebensbereiche. Seien es die Bildungschancen oder das Arbeitslosenrisiko von Jugendlichen.

Das Wort gehört den Jungen
Aber klar: In einer Schwerpunktwoche «Jung sein im Engadin» sollen die Jugendlichen den Ton angeben. An einem Round Table beispielsweise, welcher heute Samstag stattfindet, und an dem es eine Diskussion mit Lernenden und Schülern zu verschiedensten Themen gibt. Porträtiert werden Jungunternehmer, welche im Engadin erfolgreich unterwegs sind oder solche, die im Unterland Karriere gemacht haben.
Der Donnerstag widmet sich dem Unterthema «Ausgang, Freizeit». Wo trifft sich die Jugend im Ausgang, was erwartet sie von einem spannenden Freizeitangebot, was ist aus der Oberengadiner Idee eines Kulturzentrums geworden und welchen Stellenwert besitzen die Giuventünas heute noch? Das sind Fragestellungen, denen in verschiedenen Beiträgen nachgegangen wird.

Die Generationenfrage
In der Ausgabe vom nächsten Samstag geht es auch um die Generationenfrage. Wie lebte es sich früher, wie lebt es sich heute? Gespräche mit Zeitzeugen, die aus ihrem Leben und aus ihrer Jugend erzählen. Beleuchtet wird aber auch die junge Engadiner Kunstszene und die Frage, wie Datings früher abgelaufen sind und wie das heute funktioniert.
Als zweisprachige Zeitung werden selbstverständlich verschiedene Beiträge auch auf Romanisch erscheinen. So beispielsweise eine Geschichte über die «Randulinas», die seit vielen Generation – als Beispiel seien die Zuckerbäcker genannt – das Engadin verlassen haben, um später nicht immer, aber oft als «gemachte Leute» wieder ins Hochtal zurückzukehren.
Das Thema «Jung sein im Engadin» wird die nächsten drei Ausgaben inhaltlich dominieren. Nicht nur im Print-Format, selbstverständlich auch auf den Online-Kanälen der EP/PL. Was nicht bedeutet, dass das aktuelle und wichtige Tagesgeschehen nicht auch seinen Platz findet. Die Redaktion freut sich auf die Schwerpunktwoche – wir hoffen, Ihnen geht es genau gleich. Und wir freuen uns über Ihr Feedback im Online-Voting am Ende der nächsten Woche.

Autor: Reto Stifel

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