In St. Moritz die Klinik Gut – ein privater Betrieb in der Gesundheitsversorgung mit Spezialisierung auf Orthopädie und verschiedenen weiteren Kliniken mit insgesamt rund 230 Mitarbeitern. Keine zehn Kilometer entfernt in Samedan das öffentliche Spital Oberengadin. 360 Mitarbeitende, Anbieter für die medizinische Grundversorgung, zu der auch die Orthopädie gehört. Hier eine Klinik, die seit Jahren mit engen Platzverhältnissen kämpft und einen Neubau realisieren möchte. Dort ein Spital mit einer grosszügigen Infrastruktur, die zu wenig ausgelastet ist.
Eine unmögliche Konkurrenzsituation, die historisch gewachsen ist und lange nicht hinterfragt wurde. Der Tourismus brummte und brachte neben Gästen auch Patienten. Und im öffentlichen Spital waren es die Gemeinden, die allfällige Defizite jahrelang ausgeglichen haben. Diese Zeiten sind vorbei. Das ungebremste Kosten- und Prämienwachstum im Schweizer Gesundheitswesen hat zum Umdenken gezwungen. Die geplante Einführung von Mindestfallzahlen hat aufgeschreckt. Mit dem Argument der Behandlungsqualität soll künftig nur noch dort operiert werden dürfen, wo ein Chirurg auf eine bestimmte Anzahl Eingriffe kommt. Was nichts anderes bedeutet, als dass die medizinischen Leistungen zunehmend auf die Zentren konzentriert werden.
Die regionale Spitalversorgung ist wichtig. Mit Betonung auf regional. Damit diese auch in Zukunft aufrechterhalten werden kann, braucht es ein Umdenken. Mit dem Leitbild zur Gesundheitsversorgung hat der Kanton diesbezüglich bereits 2013 die Pflöcke eingeschlagen. Dass nun die Klinik Gut und das Spital in Zukunft im Bereich der Orthopädie gemeinsame Sache machen, ist richtig. Mit der Gründung einer Tochtergesellschaft wurde ein starkes Signal ausgesendet, nämlich, dass es den Partnern – die nun nicht mehr Konkurrenten sind – dieses Mal wirklich ernst ist mit der Zusammenarbeit.
Noch ist es erst eine Absichtserklärung, die unterzeichnet wurde. Und der Prozess der Zusammenführung von zwei Firmen mit gewachsenen Strukturen und unterschiedlichen Philosophien darf nicht unterschätzt werden. Doch die äusseren Umstände zwingen dazu, den eingeschlagenen Weg zu Ende zu gehen. Die jetzt präsentierte Lösung ist die einzig richtige. Schade nur, dass die Einsicht erst jetzt gekommen ist. Doch gut Ding will bekanntlich Weile haben.

Autor: Reto Stifel

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