Schaut Euch doch bloss um: Menschenansammlungen hier, grosse Partys dort und Dichtestress in den Supermärkten, gerade so, als wäre alles so wie früher und als stünde der Name Corona lediglich für eine ausländische Biermarke oder einen Bergeller Gastrobetrieb. Dieses Bild prägt erst recht die Übertragungen der Spiele der ganz augenscheinlich kurz vor dem Kollaps stehenden Schweizer Fussballmeisterschaft 2019/20. Da sieht man auf dem kurz geschnittenen, heiligen Rasen Spieler, die sich im Torjubelrausch weiterhin umarmen, um sich spucken und sich abklatschen wie in besten Zeiten während wir Normalos ganz brav die Maskenpflicht im ÖV erfüllen, auch wenn uns dabei schwindlig wird vor lauter Luftmangel und Schweissperlen die Stirn bedecken ob der Stauhitze und dem schlechten Gewissen, wenn wir im Zug oder im überfüllten Bus mal kurz, aber leise hüsteln müssen. Und dann dieses: Ich habe mir am Dienstag zusammen mit einem Freund und fanatischen Rot-Blau-Fan den Match FC Basel gegen den corona-geschwächten FC Zürich im TV angesehen. Geblieben ist mir vor allem die eine kurze Sequenz, in der ein Balljunge, einen Reserveball in Händen haltend, am Spielfeldrand steht. Hinter ihm gähnend leere Tribünen und er, er trägt eine Schutzmaske. Ich wette, er musste diese das ganze Spiel über tragen, wohl um dem Sicherheitskonzept der höchsten Schweizer Fussballliga gerecht zu werden, wenn es die grossen Jungs auf dem Platz schon nicht tun. Er war für mich auf jeden Fall der Held des Tages. Deshalb: Ein Hoch auf die Balljungen und -mädchen dieser Welt.
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