«Gut Ding will Weile haben», hat die EP/PL das vor knapp einem Jahr verkündete Zusammengehen der privaten Klinik Gut in St. Moritz mit dem öffentlichen Spital in Samedan kommentiert. Nun, aus der angekündigten Gründung einer Tochtergesellschaft wurde nichts, die Verlobung wurde ein halbes Jahr später aufgelöst.

Jetzt scheint das Ganze für die Klinik Gut doch noch zu einem guten Ende zu kommen. Der ins Auge gefasste Standort für den Klinikneubau in St. Moritz Bad macht Sinn. Wegen der Nähe zu den Hotels oder zum Spa- und Sportzentrum Ovaverva. Vor allem aber wegen dem Synergiepotenzial, welches durch eine Zusammenarbeit mit dem Heilbadzentrum mit seinen ärztlichen und therapeutischen Angeboten freigesetzt werden könnte. Dass das in die Jahre gekommene Heilbadzentrum gleichzeitig aufgefrischt wird, ist zu begrüssen. Man kann von einer Win-win-Situation sprechen: Für die Klinik Gut, die in St. Moritz bleiben kann, aber auch für den Ort, der sich die Ausstrahlung und die Arbeitsplätze dieser renommierten Institution sichert. 

Trotzdem bleibt ein schaler Nachgeschmack. Anlässlich der Bekanntgabe der Kooperation von Klinik Gut und Spital Oberengadin wurde von einer Win-win-win-Situation gesprochen: Für die Klinik, die keinen teuren Neubau hätte erstellen müssen, für das Spital, welches seine grosszügige Infrastruktur besser hätte auslasten können, und für die Region, deren dezentrale Gesundheitsversorgung mit dem Zusammenspannen von zwei starken Partnern gesichert gewesen wäre. 

Mit dem Neubau der Klinik Gut in St. Moritz wird eine angesichts des ungebremsten Kosten- und Prämienwachstums unmögliche Konkurrenzsituation zementiert. Innerhalb von zehn Kilometern kämpfen zwei Betriebe um Patienten im Bereich der Orthopädie. Gemeinsam höhere Fallzahlen erreichen, dadurch die Qualität steigern und die Wirtschaftlichkeit stärken sowie als Arbeitgeber attraktiver werden: Das waren nur einige der Pluspunkte, die vor einem Jahr bei der Bekanntgabe der Kooperation genannt wurden. Diese fallen jetzt weg. 

Das Scheitern der Zusammenarbeit ist vor diesem Hintergrund nach wie vor zu bedauern. Der rückwärtsgerichtete Blick bringt aber nichts mehr. Für die Zukunft ist zu hoffen, dass die bereits bestehende lose Kooperation zwischen dem Spital und der Klinik weitergeführt und vertieft wird. Und dass das Synergiepotenzial in St. Moritz Bad ausgeschöpft wird. Konkret: Mit dem ursprünglich geplanten Bau der Klinik Gut am Standort Serletta Süd wäre auch der Neubau eines Gesundheitshotels vorgesehen gewesen. 

Dieser Neubau wird in St. Moritz Bad nicht zu realisieren sein. Könnte aber nicht eines der bestehenden Hotels – beispielsweise das Kempinski – diese Rolle übernehmen? Wenn ja, dürfte dann wieder von einer Win-win-win-Situation gesprochen werden. 

Foto: Daniel Zaugg

Autor: reto.stifel@engadinerpost.ch