White Turf 2022 wird nach einem neuen Konzept stattfinden. Das Geschehen konzentriert sich nicht mehr nur auf den Sonntag. Ein Familientag am Samstag und Angebote während der Woche sollen den Anlass noch attraktiver machen. Zu verkraften gibt es den Verlust eines Hauptsponsors.

White Turf 2020 konnte als einer der letzten grossen Anlässe im Engadin und wohl auch schweizweit noch durchgeführt werden. Dann kam die Pandemie und stoppte die Veranstalter. Auch die Organisatoren der internationalen Pferderennen mussten im letzten Jahr früh kapitulieren: Im Oktober wurde entschieden, den Anlass 2021 auf 2022 zu verschieben. Es war dies erst die vierte Absage in der mittlerweilen 114-jährigen Geschichte von White Turf, wie Präsident Thomas Walther in seinem Jahresbericht schreibt. Zweimal (1936, und 1960) war es schlicht zu warm, 1970 verunmöglichte die Pferdegrippe «Skalma» die Rennen und 2021 also die Corona-Pandemie.

 

Optimismus und neues Konzept

2022 sollen die Rennen wieder stattfinden. «Wir planen den Anlass und von unserer Seite wird er ganz sicher durchgeführt», sagt Walther. Nicht beeinflussen könne man die Entwicklung der Pandemie und mögliche Folgen für die Veranstalter. White Turf 2022 wird anders sein als noch White Turf 2020. Ziemlich sicher wird der Zutritt auf das Rennen nur mit einem gültigen Covid-Zertifikat (geimpft, genesen oder getestet) möglich sein. Vor allem aber ist das Konzept ein Neues. Dieses beruht auf den drei Pfeilern «White Turf Experience Days» unter der Woche, dem Familien- und Nachwuchstag am Samstag und dem Sonntag, an dem wie bisher der Pferderennsport im Mittelpunkt stehen soll. «Wir haben uns schon länger Gedanken gemacht, wie wir den St. Moritzersee den ganzen Winter über bespielen und die Infrastruktur besser nutzen können», sagt Walther. 

 

Nachwuchs fördern

Auch durch die Verschiebung von White Turf 2021 hat die Gemeinde St. Moritz im vergangenen Jahr das Angebot «Amusements on the Lake» ins Leben gerufen. Der See wurde zur Eisbahn, zur Langlaufloipe, es gab die Möglichkeit Skikjöring auszuprobieren – das Angebot kam sehr gut an und wird in diesem Winter fortgeführt. Neu werden gewisse Attraktionen auf dem Gelände von White Turf stattfinden, der Lead für diesen Teil liegt aber bei St. Moritz Tourismus. 

Die drei Samstage vor den Renntagen gehören den Familien und dem Nachwuchs. Mit Kids-Skikjöring-Rennen über 800 Meter, einem Skikjöring-«Taxifahren» für die Kleinsten oder den Ponyrennen, die auch bereits Bestandteil des Sonntag-Programms waren. Wichtig für Thomas Walther ist der Aspekt der Nachwuchsförderung. Zum einen werde jungen talentierten Sportlerinnen und Sportlern so der Einstieg in das dynamische Skikjöring schmackhaft gemacht, zum anderen sollen die Jungen auch animiert werden, die Rennen vom Sonntag zu besuchen. Diese finden im gewohnten Rahmen statt, mit dem klaren Fokus auf hochkarätigen Pferderennsport. 

 

Einsparungen ohne Qualitätsverlust

Das neue Konzept bedingt einen kompletten Umbau der Zeltstadt, diese wird noch einmal deutlich reduziert. Die bisher vier «Fingerdocks» gehen auf zweieinhalb zurück. Das hat zum einen den Vorteil, dass weniger Gewicht die Eisdecke auf dem St. Moritzersee weniger belastet. Zum anderen ist die Reduktion auch dem Umstand geschuldet, dass nach über 35 Jahren mit BMW ein Hauptsponsor nicht mehr dabei ist. Wie Thomas Walther anlässlich der Generalversammlung vom letzten Donnerstag im Badrutt’s Palace ausführte, fehlen dadurch mehrere hunderttausend Franken auf der Einnahmenseite. 

Aufgefangen werden können diese zum einen dadurch, dass der Wegfall eines Sponsors auch mit Kosteneinsparungen bei der Zeltstadt verbunden ist, zum anderen konnten weitere Einsparungen gemacht werden. «Diese haben aber keinen Einfluss auf die Qualität des Anlasses», betont Walther. Die Suche nach neuen Sponsoren laufe, man habe auch schon verschiedene Kontakte geknüpft, spruchreif sei aber noch nichts. 

 

Finanzen: hellblaues Auge

Die Jahresrechnung schliesst mit einem Verlust von gut 70  000 Franken. «Damit sind wir mit einem hellblauen Auge davongekommen.» Möglich war dies gemäss Walther nur, weil sich die Sponsoren, die Partner und die Gemeinden sehr grosszügig gezeigt hätten. Nach dem Rechnungsabschluss wurden im Juli dieses Jahres auch noch 112 000 Franken an Härtefallgeldern ausbezahlt. Diese werden erst in der Rechnung 2021 wirksam, die Gelder dienen dazu, die Folgekosten eines abgesagten Anlasses abzufedern. Schliesslich wurde an der Generalversammlung Manuel Weber vorgestellt. Er übernimmt von Maya Sonderegger das Ressort als Kassier.

Autor: Reto Stifel

Foto: www.swiss-image.ch/Andy Mettler