Die rund 2000 Zuschauer jubeln, das Wetter ist perfekt, ebenso wie die Schnee- und Pistenverhältnisse, und zudem belegt Olympiasieger Nevin Galmarini bei seinem Comeback in Scuol einen beachtlichen 7. Platz. So hätte es ohne die derzeitige Pandemie durchaus heissen können. Nun aber fehlten die Zuschauer am vergangenen Wochenende im Skigebiet Motta Naluns in Ftan. Aber auch ohne Zuschauer zeigte der 34-jährige Nevin Galmarini eine beachtliche Leistung bei seinem Heimrennen. «Natürlich fehlen die Zuschauer», sagte der Unterengadiner. Und wer weiss, wie das Resultat mit tatkräftiger Unterstützung der Einheimischen ausgesehen hätte. «In Scuol fand der erste Snowboard-Weltcup in einem regulär geöffneten Skigebiet statt», erklärt der OK-Präsident Jürgen Walch und macht damit deutlich, mit welchen Schwierigkeiten die Organisatoren konfrontiert waren. «Die Durchmischung von Gästen mit den zahlreichen Involvierten des Anlasses musste so gut wie möglich verhindert werden», sagt Walch.

Testen, testen, testen
Am Tag vor dem Rennen wurden Fahrerinnen und Fahrer sowie Teamverantwortliche in einer eigens vom Gesundheitszentrum Scuol aufgebauten Teststation in Ftan/Prui getestet. «Auch vor der Abreise zum nächsten Weltcup-Rennen in Österreich wird erneut getestet», erklärt Walch die strengen Regeln. Die Umsetzung wird von der Covid-19-Task-Force, die aus Vertretern von FIS, Swiss-Ski, Organisatoren und Gesundheitszentrum Scuol besteht, überwacht. Die Kosten der Tests gehen zu Lasten der jeweiligen Teams, sagt Walch und macht damit auf den immensen Aufwand aufmerksam. «Ebenso getestet wurden die Teamleiter der Voluntaris», fügt Chantal Mayor hinzu. «Die Rekrutierung von Freiwilligen war dieses Jahr schwieriger,» meint Mayor, die für die Voluntari zuständig war. Viele von ihnen gehören aufgrund ihres Alters zur Risikogruppe und hätten deshalb auch abgesagt, so Mayor. Zudem mussten sie sich intensiv mit den Schutzkonzepten auseinandersetzen. «Der Aufwand für die Helfer war in diesem Jahr um einiges höher.»

Vom Kanton genehmigt
Das Schutzkonzept wurde gemeinsam vom Organisationsteam, Swiss-Ski und der FIS erarbeitet. Anschliessend wurde es dem Kanton Graubünden und der Gemeinde Scuol zur Abnahme vorgelegt. «Die Zusammenarbeit mit den Bergbahnen und allen weiteren Partnern war intensiv, aber sehr gut», meint Walch, in Anbetracht dessen, dass praktisch keine Vorkenntnisse oder Ablaufpläne für solche Ausnahmesituation vorliegen. Das Eventgelände wurde in drei Zonen unterteilt. «Die rote Zone konnte nur mit einem negativen PCR-Test betreten werden», erklärt Walch. In dieser Zone hielten sich die Athletinnen und Athleten und die Teamverantwortlichen auf. Bei jedem Zugang in die jeweiligen Zonen mussten alle Personen mittels QR-Code ein- und ausgecheckt werden. «Selbst bei den WCs war das der Fall», sagt Walch. So konnte bei eventuellen Infektionen genau bestimmt werden, wer sich wann und wo aufhielt und betroffen sein könnte. Aufgrund der wirtschaftlichen Situation sei auch die Sponsorensuche schwieriger gewesen, erwähnt Walch. «Viele haben uns in Form von Sachleistungen unterstützt», ergänzt er. «Das hat uns sehr geholfen, und dafür sind wir dankbar.»

Gute Fotos trotz Einschränkungen
Die Medienverantwortliche Madeleine Papst bestätigt, dass die Koordination aller Formalitäten zur Ein- und Ausreise der Teams sehr aufwendig war. «Aufgrund der pandemischen Veränderungen in den einzelnen Ländern ist es eine Herausforderung, den Überblick zu behalten», sagt Papst. Ein deutscher Medienvertreter vom TV bestätigt das. «Es ist nicht immer leicht zu wissen, welche Regelungen in dem jeweiligen Land gerade herrschen, aus denen wir die Sportevents übertragen.» Alle akkreditierten Personen mussten Tage vor den Rennen mittels einer App Formulare ausfüllen. «Ich habe täglich Fragen zu möglichen Symptomen und zu meinem Gesundheitszustand beantwortet», erklärt Fotograf Gian Ehrenzeller, der derzeit an zahlreichen Sportevents tätig ist. Papst begleitete in Scuol, anders als in den Jahren zuvor, die Fotografen während dem gesamten Tag. «Niemand darf die blaue Linie überschreiten», machte sie immer wieder freundlich, aber bestimmt den Medienschaffenden den Bewegungsradius klar. Dennoch sorgte Papst dafür, dass die Fotografen bestmögliche Standorte hatten und somit den Zuschauer zu Hause gute Einblicke verschaffen konnten.

Text: Mayk Wendt