Mit der Revision der St. Moritzer Gemeindeverfassung wurde unter anderem entschieden, dass die Wahl für das Gemeindepräsidium statt erst im Spätherbst bereits im Juni stattfindet. 2022 ist Wahljahr in St. Moritz – und die Partei «Die Mitte» hat dieses früh lanciert. Am Donnerstagabend hat sie bekannt gegeben, dass sie mit dem gebürtigen St. Moritzer Martin Binkert in das Rennen um das St. Moritzer Gemeindepräsidium steigt. «Die Kommunikation in einem sehr frühen Stadium war ein bewusster Entscheid», sagt die Präsidentin der Ortspartei St. Moritz von «Die Mitte», Karin Metzger Biffi. Mit Martin Binkert habe man einen sehr guten Kandidaten, bodenständig, in St. Moritz verwurzelt, mit einem breiten Wissen und Führungserfahrung. «Es hat keinen Grund gegeben, mit der Kommunikation zuzuwarten», so Metzger Biffi. 

 

Wenig überraschend

Dass gerade «Die Mitte» das Rennen um das Gemeindepräsidium lanciert, erstaunt nicht. Es ist die Partei, die zusammen mit der SVP die Arbeit des parteilosen Gemeindepräsidenten Christian Jott Jenny immer wieder kritisiert, auch öffentlich. «Die Kandidatur von Martin Binkert ist aber nicht ein Entscheid gegen jemanden, sondern für unsere Partei, die sich noch stärker einbringen will», betont Metzger Biffi. 

 

Hochspannend, aber auch Respekt

Für Martin Binkert ist das Amt des Gemeindepräsidenten ein «hochspannender Job, vor dem er aber auch sehr grossen Respekt habe. «Ich stürze mich nicht blauäugig in ein Abenteuer, sondern habe mich intensiv informiert und mir meine Kandidatur sehr gut überlegt», sagt Binkert. Falls er gewählt würde, möchte Binkert St. Moritz in einem transparenten, politischen Prozess weiterentwickeln. «Nicht alleine im stillen Kämmerlein, sondern gemeinsam mit den Behörden, der Verwaltung, vor allem aber auch mit der Bevölkerung und den Gästen. Ich möchte ein offenes Ohr für alle haben», sagt er im Wissen, dass man es nie allen recht machen kann.

Binkert ist 50-jährig, verheiratet, Vater von zwei erwachsenen Kindern. Er ist technischer Leiter beim Engadin Airport und dort Mitglied der Geschäftsleitung. Binkert wurde 2018 in die Geschäftsprüfungskommission gewählt, hat dann aber im letzten Jahr, als es im Gemeinderat eine Vakanz gab, kandidiert und sich gegen drei weitere Bewerberinnen und Bewerber durchgesetzt. 

 

Jenny sagt noch nichts

Was aber machen die anderen Gemeinderatsfraktionen – und vor allem – wie reagiert der parteilose Gemeindepräsident Christian Jott Jenny? Dieser lässt offen, ob er im kommenden Jahr für eine weitere Legislatur kandidiert, zu entsprechenden Fragen will er erst später Stellung nehmen. Keinen Kandidaten stellen wird die SVP. Als Parteipräsident und Privatperson sei er sehr erfreut über die Kandidatur von Martin Binkert, sagt Gian Marco Tomaschett. Ob die SVP Binkert im Wahlkampf unterstütze, entscheide aber nicht er, sondern der Vorstand oder die Mitglieder. «Wir haben uns noch nicht entschieden und lassen alle Optionen offen», sagt Claudia Aerni von der Gruppierung next generation, die in den nächsten Wochen kommunizieren will. Den Findungsprozess noch nicht abgeschlossen hat die FDP. «Zurzeit aber haben wir keine Kandidatin respektive Kandidaten», sagt Fraktionssprecherin Prisca Annand. 

Autor: Reto Stifel

Foto: Daniel Zaugg

Ob der amtierende Gemeindepräsident Christian Jott Jenny (rechts) wieder kandidiert, ist noch offen. Seine Kandidatur bereits bekannt gegeben hat Martin Binkert von «Die Mitte». Fotos: Daniel Zaugg