Es war eine lange Debatte, die der Grosse Rat am Mittwochvormittag führte. «Was sie erzählen, ist von A bis Z nur Stuss. Sie verantworten mit solchen Aussagen Leid, Schmerz und Tod» ereiferte sich SP-Grossrat Conrad Caviezel an die Adresse der parteilosen Myriam Fasani aus dem Misox. Diese hatte zuvor gesagt, dass Impfen in dieser Pandemie nichts helfe und ihre Aussagen mit Zahlen untermauert. 

Dezidiert anderer Meinung ist der Bündner Gesundheitsdirektor Peter Peyer (SP) und mit ihm wohl die grosse Mehrheit des Rates. «Das beste Mittel ist die Impfung», sagte er. Es gehe nicht darum, Ungeimpfte zu diskriminieren, Ziel sei es, die Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Ein Blick auf die Zahlen im Kanton zeige, dass mehrheitlich Nicht-Geimpfte auf den Intensivstationen lägen. In Chur drei von vier, in Samedan sind zwei IPS-Betten mit Nicht-Geimpften belegt. Zahlen, die man glauben könne oder nicht, so Peyer. 

Auf eine entsprechende Frage aus dem Grossen Rat sagte er, dass sich auch der Kanton Graubünden mit der Triage-Planung befasse. Er gab zu bedenken, dass sich in den Wintermonaten die Einwohnerzahl im Kanton verdopple, entsprechend seien auch die Spitäler und die Intensivpflegestationen stärker ausgelastet. Dann könne es passieren, dass es auf den IPS keinen Platz mehr habe. «Diese Triage vorzunehmen, ist eine sehr schwierige Aufgabe», so Peyer. Zumindest ein Lichtblick sei der Fakt, dass in der letzten Woche die Erstimpfungen zugenommen hätten. 

Laut Volkswirtschaftsdirektor Marcus Caduff steht der Tourismus vor verschiedenen Herausforderungen. Zum einen waren Ende November immer noch zehn Prozent der Stellen unbesetzt. Zum anderen sei es die Pandemie selbst ganz direkt. Noch am 25. November habe man in vielen Destinationen Buchungsstände wie vor der Corona verzeichnet. Nach dem Bekanntwerden der neuen Omikron-Variante seien viele Stornierungen eingegangen. Diese seien nach Aufhebung der Quarantäne-Liste vor einer Woche zwar teilweise wieder rückgängig gemacht worden. Trotzdem wird Stand heute für die Wintersaison ein Minus von zehn Prozent erwartet. «Aber die Entwicklung ist hochdynamisch», so Caduff. Schlecht wäre es, wenn Grossveranstaltungen abgesagt werden müssten. 

Unterschiedlicher Auffassung zeigte sich der Rat in Sachen 2G. Während der Präsident von Gastro Graubünden, Grossrat Sepp Caluori Mitte, Chur, forderte, dass der Kanton mit 2G vorangehen sollte, wurde in der Mehrheit der anderen Voten eine gewisse Zurückhaltung gefordert. «Wenn 2G, dann nur als ultimo ratio», sagte beispielsweise Bruno Claus (FDP, Chur). Für Anlässe beispielsweise sei diese Regel derzeit nicht nötig. 

Autor: Reto Stifel

Foto: Daniel Zaugg