Ich hatte die Ehre, die letzte PS-Kolumne 2021 zu schreiben. By the way: Ihre nicht gegessenen, in der Zwischenzeit hart und ranzig gewordenen Weihnachtsgüetzli brauchen Sie mir nicht mehr zu schicken. Und ich habe die Ehre, das erste PS des neuen Jahres zu Papier zu bringen. Da wage ich mich gleich wieder an eine grosse Frage, die die Menschheit – oder zumindest mich – umtreibt: Warum befinden sich Obst und Gemüse in den Einkaufszentren immer am Eingang? 

Ich stürzte mich am 24. Dezember frühmorgens ins Einkaufsgetümmel, um das kulinarische Überleben meiner Familie über die Festtage zu sichern. Und schon beim Obst und Gemüse ging rein gar nichts mehr. Wen wundert’s? Gesundes Essen liegt im Trend, wer nicht mindestens die Hälfte seines Einkaufwagens mit Obst und Gemüse gefüllt hat, gilt als potenziell gefährdet. Also kaufen alle Rüebli, Sellerie und Orangen. Und weil uns diese schon beim Eingang anlachen, kommt es zum Stau. Denn mit einer Maske über dem Gesicht, also ohne die Finger zu befeuchten, das Plastiksäckli zu öffnen, abzuwägen und das Etikett aufzukleben, braucht enorm viel Zeit. 

Der wahre Grund für diese Zeilen ist aber ein anderer. Wenn ich also den frischen Spinat, den Salat, den Federkohl die Mandarinli und die Bananen in meinen Einkaufwagen gelegt habe, komme ich zu den Milchprodukten und später zu den Teigwaren. Und da müsste ich dann die vier Liter Milch, die zwei Kilo Spaghetti und die drei Büchsen Pelatti auf die zarten Pflänzchen und Früchtchen legen? Die würden doch subito zu Matsch. Das heisst, sobald ich die Gemüse- und Früchteabteilung verlasse, bin ich nonstop mit dem Umsortieren im Wagen beschäftigt, Wägelipsychologie eben. Warum also Früchte und Gemüse nicht erst vor der Kasse präsentieren? Ich weiss, das hat mit Verkaufspsychologie zu tun. Oder haben Sie eine bessere Antwort? 

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Autor: Reto Stifel

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