Mit Fakten statt Fake News will sich das Komitee «Ja zur Medienvielfalt: Stoppt das Zeitungssterben» gemäss einer Medienmitteilung den stillen Financiers des Referendums in den Weg stellen. «Unabhängige Medien sind für unsere direkte Demokratie überlebensnotwendig», sagte Camille Roseau, Präsidentin des Komitees «Ja zur Medienvielfalt» an einer Medienorientierung am Mittwoch in Bern. Doch die Schweizer Medien seien in der Krise. Ein beachtlicher Teil der Abo- und Inserate-Erlöse sei in den vergangenen Jahren weggefallen und gehe heute an internationale Tech-Konzerne. «Die Konsequenz ist das Zeitungssterben», so Roseau weiter. Diese Entwicklung könne in fast allen Regionen der Schweiz beobachtet werden. In der Westschweiz jedoch ganz besonders.

 

Druck auf Redaktionen nimmt zu 

So zum Beispiel das Wochenmagazin «L’Hebdo», das 2017 die letzte Ausgabe druckte. Chantal Tauxe, die als stellvertretende Chefredaktorin miterlebte, wie das Magazin eingestellt wurde, warnt: «Wenn wir nichts tun, könnte es sein, dass in Zukunft bei einer Abstimmung über einen Quartierplan in einer kleinen Gemeinde kein einziges Medium zur Pressekonferenz der Behörden erscheint. Wie sollen sich die Bürgerinnen und Bürger dann informieren?» Deshalb, sagte Albina Muhtari, Baba-News-Gründerin, dürfe die Berichterstattung nicht alleine vom Goodwill der Journalisten abhängig sein: «Ein Ja zum Medienpaket würde uns und vielen weiteren kleinen Redaktionen ermöglichen, unserem Beruf unter fairen Arbeitsbedingungen nachzugehen.»Dass der Druck auf Redaktionen zugenommen hat, macht jungen Journalisten zu schaffen. Pascal Scheiber, der Co-Präsident des Vereins Junge Journalistinnen und Journalisten Schweiz, unterstützt deshalb das Massnahmenpaket: «Mit der vorliegenden Medienförderung können wir Redaktionsstellen sichern und eine gute Ausbildung für Medienschaffende ermöglichen. Das Medienpaket sichert damit die Qualität und ist eine Investition in den Nachwuchs.»

Für die Medienförderung engagiert sich auch der Verband der Kulturschaffenden, SuisseCulture. Ulrich E. Gut, Präsident des Vereins CH-Interkultur, sagt: «Die Kulturschaffenden sind nicht nur darauf angewiesen, dass die Öffentlichkeit ihre Werke wahrnimmt. Sie brauchen auch kritische Resonanz, um sich weiterzuentwickeln. Kulturelles Schaffen braucht kompetente Kulturkritik.» Die Berichterstattung finden Kulturschaffende wegen der fortschreitenden Medienkonzentration immer weniger. Dieselbe Erfahrung macht auch Andreas Mösli, Mitglied der Geschäftsleitung des FC Winterthur: «Was nicht schrill, spektakulär oder sowieso schon populär ist, findet immer weniger Platz in den renommierten Medien. Leidtragende sind die Randsportarten, regionale Anlässe, Nachwuchswettkämpfe, der Amateur- und Behindertensport.» 

 

Kleine werden stärker gefördert

Für das Medienpaket sprächen viele Punkte, doch vor allem sei dies fair, erklärte Simon Jacoby, Co-Präsident des VMZ und Chefredaktor von Tsüri.ch: «Die Kleinen werden stärker gefördert als die Grossen. So fliesst das meiste Geld auch wirklich dorthin, wo die Medienvielfalt und die Demokratie einen Booster brauchen.» Der Pressefotograf der Keystone-ATS Nachrichtenagentur, Laurent Gilliéron, schloss die Runde ab und erinnerte an die Wichtigkeit von Medienförderung und der Gewährleistung einer flächendeckenden Berichterstattung durch die Agenturen, denn gerade diese Berichterstattung lege den Grundstein für die journalistische Arbeit in den Redaktionen. (pd)

Medienförderung bedeutet die Sicherstellung einer flächendeckenden Berichterstattung über alle Regionen der Schweiz. Davon sind die Befürworter der Abstimmungsvorlage vom 13. Februar überzeugt. 

Pattsituation bei der Medienförderung

Am vergangenen Freitag sind die ersten Resultate der SRG-Umfrage des Instituts gfs.bern zu den Abstimmungsvorlagen vom 13. Februar veröffentlicht worden. 

Zurzeit sprechen sich 48 Prozent der Befragten für das Massnahmenpaket zugunsten der Schweizer Medien aus – genauso viele sind dagegen. «Ein Ja oder Nein am 13. Februar wird deshalb davon abhängig sein, welche Dynamik die Pro- und Contra-Kampagnen im Abstimmungskampf entwickeln», heisst es seitens der Studienleiter. Eine Mehrheit der Befragten ist überzeugt, das neue Medienpaket stärke die Demokratie. Aber insbesondere das Argument, dass der Staat keine protektionistische Rolle einnehmen solle, habe das Potenzial, die Meinungsbildung Richtung Nein zu bewegen. (ep)

Autor: pd

Foto: Daniel Zaugg