Mit der Wahl Ruet Rattis zum Gemeindepräsidenten nimmt eine Madulainer Familientradition ihren Lauf. Ununterbrochene 44 Jahre, von 1969 bis 2013 haben sein Vater Gian Duri und zuvor noch sein Grossvater Gian Ratti als Gemeindepräsidenten die politischen Geschicke Madulains geleitet und die Gemeinde entsprechend geprägt. Ruet Ratti ist nun, mit 23 von 27 Stimmen ins Amt gehievt, Gemeindepräsident in dritter Generation und dürfte mit diesem Attribut weitherum der Einzige sein. 

Ratti selbst zeigte sich nach der Wahl und dem Amtsantritt gelassen: «Was in der Gemeinde bisher getan wurde, war ein guter und richtiger Weg. Es geht deshalb nicht darum, die Gemeinde neu zu erfinden.» Vielmehr wolle er es seinem Vorgänger gleich tun und versuchen, die Gemeinschaft innerhalb der Bevölkerung Madulains zu fördern und zu stärken. Dies war seinem Vorgänger allerdings nicht gelungen (siehe EP/PL vom 28. Mai). «Weiter will ich die Zusammenarbeit mit den anderen Gemeinden, vorab mit jenen der Plaiv, auf den schon vor eineinhalb Jahren eingeschlagenen Wegen weiterführen.» Tourismus, interkommunale Zusammenarbeit, Wohnraum für Einheimische oder auch der Energiesektor sind Bereiche, die Ruet Ratti mit Elan angehen will – sobald er sich in seiner neuen Rolle zurecht gefunden hat.

Gemeindegremium komplett

Als Nachfolger Rattis wählte der Madulainer Souverän den neuen Kandidaten Andreas Grass mit 23 Stimmen in den Gemeindevorstand. Die bisherigen Flurin Schmed (26 Stimmen), Achmed Etter (21) und Floris Tichler (25) wurden in ihren Ämtern bestätigt für eine weitere, dreijährige Amtszeit bis 2025. In offener Abstimmung wurden ferner die drei bisherigen Mitglieder der Geschäftsprüfungskommission, Bert Hübner, Martin Kaiser und Nicole Züger in Globo wiedergewählt. 

Einstimmig angenommen wurden zudem die Jahresrechnung 2021 und auch die beiden regionalen Leistungsvereinbarungen «Regionalentwicklung» und «Abfallentsorgung». Grossmehrheitlich stimmte der Souverän auch einem Nachtragskredit zur Wasserversorgung in der Höhe von 330'000 Franken und einem Investitionskredit für die Neuerstellung von Quellschächten über 345'000 Franken zu.

Wer ist Ruet Ratti?

Dem 41-jährigen Madulainer Ruet Ratti wurden Landwirtschaft und Politik mit in die Wiege gelegt. Er wächst in Madulain auf, schliesst in La Punt Chamues-ch die Lehre als Forstwart ab und wechselt nach der Rekrutenschule für ein Jahr den Kontinent. In Australien arbeitet er auf einer Farm und entdeckt das Land als Reisender. Gleiches tut er in der Folge regelmässig in anderen Ländern.

2005 tritt er in den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb ein und sorgt sich dort im vormaligen Zuozer Reitstall zuerst um die Pferde. Sieben Jahre später übernimmt er den Betrieb. Heute baut er zusammen mit seiner Frau Kathrin Kartoffeln und Gemüse an, betreibt einen Aufzuchtbetrieb für Jungvieh, versorgt sechs bis zehn Pensionspferde und hält sich, wie er sagt, zum Hobby noch je zwei Mutterkühe und Ziegen. Zudem pachtet Ruet Ratti im Sommer die Alp Es-cha Dadoura, produziert dort mit seinen Mitarbeitern Käse und nutzt die Alp auch touristisch. Ruet Ratti ist verheiratet, Vater von Zwillingen und fährt in seiner Freizeit mit der Familie gerne Ski, spielt Eishockey – mittlerweile bei den Senioren des CdH La Plaiv – oder Golf. 

Autor und Foto: Jon Duschletta