Christian Jott Jenny vereinte am Sonntag 757 von 1401 Stimmen auf sich und entschied die Ausmarchung ums Gemeindepräsidium zu seinen Gunsten. Trotzdem mochte er am Sonntagnachmittag das Resultat nicht werten. 

Den aus seiner Sicht komfortablen Vorsprung von 113 Stimmen nahm er zur Kenntnis und sagte: «Es gibt in St. Moritz offenbar eine progressive Mehrheit, die den eingeschlagenen Weg in die Zukunft weitergehen und die Probleme anpacken will.» Dabei läge es auf der Hand, dass ein Teil der Bevölkerung nicht alle politischen Entscheide gleichermassen mittragen würde. 

«Mehr Beteiligung erwartet»

Herausforderer Martin Binkert (Die Mitte) seinerseits erreichte 644 Stimmen. «Klar ist eine gewisse Enttäuschung da für all das, was wir getan haben», sagte er nach dem Verdikt. Grundsätzlich sei er aber zufrieden mit dem guten Resultat und dem relativ kleinen Abstand. Von der Stimmbeteiligung, diese lag bei 57,6 Prozent, zeigte sich Binkert nicht berauscht. «Ich hätte da sicher mehr Beteiligung erwartet und sicher auch, dass es die Bevölkerung stärker interessiert, was im Dorf läuft.» Immerhin legitimiere die Stimmbeteiligung von gut über 50 Prozent das Wahlresultat, so Binkert.

Selbstverständlich verbleibe er im Gemeinderat und engagiere sich weiter für die Gemeinde, sagte er auf eine entsprechende Frage. Immerhin gehe ja bald auch der Wahlkampf um die Gemeindebehörden wieder los. «Wir haben jetzt ein Stimmungsbild erhalten, welches zeigt, dass es eine gewisse Bevölkerungsgruppe gibt, die einen etwas anderen Kurs möchte. Diese wollen wir von der Mitte-Partei gerne auch weiterhin in der Gemeindepolitik vertreten.» Und zwar nicht aus einer Opposition heraus, wie der Mitte gerne angedichtet werde. «Ich wüsste nicht ein Geschäft, welches wir verhindert oder blockiert hätten. Wir haben immer zum Wohl der Gemeinde politisiert.» Sie würden das weiterhin tun und «sicher auch Christian Jenny und den Vorstand in den Vorhaben unterstützen, die Sinn machen und für St. Moritz gut sind», so Martin Binkert, mit einem Bein bereits wieder im Wahlkampfmodus.

Mit vier konkreten Zielen vorwärts

Mit der Stimmbeteiligung zufrieden war Gemeindepräsident Christian Jott Jenny: «Bei der letzten Kampfwahl waren es zwar noch knapp über 70 Prozent. Wenn aber rund 60 Prozent abstimmen gehen, dann ist das doch sehr viel und auch selten genug.

Auf seine nächsten Schritte angesprochen, verweist auch Jenny auf die bevorstehenden Wahlen im Herbst und sagt bildlich gesprochen: «Die sind entscheidend. Wenn wir uns auf dem Aufstieg zum Himalaya befinden, so stehen wir heute noch im Basislager. Der Gipfel wird erst jetzt erklommen.» So hofft Jenny, nach den Herbstwahlen ein Team zusammenzuhaben, «welches am gleichen Strang zieht, eine ähnliche DNA hat, die gleichen Ziele verfolgt und mit Freude und Lust zusammenarbeitet.»

Abschliessend formuliert Christian Jott Jenny vier konkrete Ziele, die er mit den dereinst neu formierten Gemeindebehörden vordringlich erreichen möchte: «Die Reithalle muss eine Baufreigabe erhalten, und in Sachen regionales Eissportzentrum Samedan muss auch etwas passieren. Dann muss das Problem des Wohnungsbaus für Einheimische angepackt werden und der Tourismus muss wieder zur Ruhe kommen und in eine zukunftsorientierte Organisation geführt werden», so Jenny.

Rahmenkredit und Teilrevision Baugesetz gutgeheissen

Neben der Ausmarchung des Gemeindepräsidiums für die nächste Legislatur befanden die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger auch über zwei kommunale Geschäfte. So wurde einem Rahmenkredit über 3,5 Millionen Franken für die touristische Marktbearbeitung und der partiellen Zusammenarbeit mit der Engadin St. Moritz Tourismus AG bis ins Jahr 2023 mit 917 zu 354 Stimmen zugestimmt. Mit 1119 zu 132 Stimmen wurde zudem eine Teilrevision des Baugesetzes gutgeheissen.

Autor: Jon Duschletta, Foto: Daniel Zaugg