Im Oktober 2015 haben die St. Moritzer Stimmberechtigten einer Änderung der Nutzungsplanung im Gebiet Serletta Süd beim alten Postgebäude zugestimmt. Damit wäre der Weg frei gewesen für eine Überbauung des Areals mit einem Gesundheitshotel und einer Klinik. Knapp sieben Jahre und etliche juristische Auseinandersetzungen später, steht dort immer noch das alte Postgebäude. Allerdings nicht mehr lange, wenn es nach der Landbesitzerin, der Chris Silber AG geht. Sie hat gemäss einer Medienmitteilung diese Woche ein Baugesuch eingereicht für ein Gesundheitshotel und eine Klinik, so, wie dies in der Sondernutzungsplanung Serletta Süd vorgeschrieben ist. 

 

Klinik muss gebaut werden

Der geplante Bau einer neuen Klinik überrascht insofern, als dass die Klinik Gut, die dort ursprünglich hätte bauen wollen, aufgrund der jahrelangen Verzögerungen ihren Neubau aktuell in St. Moritz Bad realisiert. Warum also eine weitere Klinik und welche medizinischen Dienstleistungen wird sie anbieten? «Art und Inhalt der geplanten Klinik sind noch offen», sagt Martin Meyer, CEO der Chris Silber AG. Dass an diesem Standort eine Klinik gebaut werden müsse, sei in den Bauvorschriften vorgegeben. Nachdem sich die Klinik Gut aus nachvollziehbaren Gründen für einen anderen Standort entschieden habe, werde man nun mit anderen möglichen Klinikbetreibern Kontakt aufnehmen. In den Baugesuchsunterlagen ist kein Helikopterlandeplatz vorgesehen. Das lässt darauf schliessen, dass keine Notfallklinik gebaut wird, was Meyer bestätigt. «Wir fokussieren uns auf medizinische Dienstleistungen, welche das bestehende Angebot ergänzen.»

 

Mit Hotelbetreibern in Kontakt

 Die Chris Silber AG tritt sowohl bei der Klinik wie auch beim Hotel als Bauherrin, nicht aber als Betreiberin auf. Gemäss Meyer zeigt die Lanserhof-Gruppe – eine österreichische Betreiberin von Health Resorts – nach wie vor Interesse. «Wir sind aber auch mit weiteren Hotelbetreibern im Gespräch, die für St. Moritz einen Mehrwert bringen können», sagt Meyer. Bis jetzt sei das aufgrund der zeitlichen Dimensionen für die weitere Projektentwicklung nicht möglich gewesen. «Diesbezüglich haben wir nach dem Bundesgerichtsentscheid nun Klarheit.» Meyer spielt auf den Entscheid des obersten Schweizer Gerichtes an, welches vor einem Jahr sämtliche Planungsbeschwerden abgewiesen hat. Das Hotelprojekt der gehobenen Klasse wurde von den Architekten Bearth & Deplazes erarbeitet und soll 128 Zimmer und sieben Suiten umfassen, dazu mehrere Restaurants, Wellnessbereich, Behandlungsräume, Personalunterkünfte und eine Tiefgarage. In einem Sockelgebäude zwischen dem Hotel und der Klinik soll die neue Telekommunikationszentrale der Swisscom AG gebaut werden.

 

Mit Einsprachen ist zu rechnen

Die Dimensionen und die Höhe des Hotels haben sich gegenüber dem Vorgängerprojekt nicht verändert, das bestätigt Meyer auf Anfrage. Man werde die Höhen und Volumina der Richtplanung umsetzen. Dass dies wiederum zu Einsprachen führen wird, liegt auf der Hand. Gerade die Höhe des Gebäudes hat zu Konflikten und Einsprachen geführt, unter anderem von den beiden benachbarten Hotels Badrutt ’s Palace und Kulm. Sie stören sich auch daran, dass die Gebiete Serletta «Süd» und «Nord» nicht als Gesamtplanung angegangen werden. Die Fronten scheinen nach wie vor verhärtet, Meyer rechnet mit Einsprachen der beiden Nachbarn. 

Autor: Reto Stifel

Visualisierung: Bearth & Deplanzes Architekten