Mich plagen Gewissensbisse. Darf ich an dieser Stelle über den Tod eines fiktiven Hörspielhelden, welcher mich über Jahrzehnte begleitet hat, schreiben, wenn tags zuvor die Queen gestorben ist? Ja, ich darf. Elizabeth die Zweite ist seit gestern in fast allen Medien ein Thema. Maloney der Erste fast nur in der EP/PL. 

 Vorletzte Woche ist Michael Schacht, er hat dem launischen Privatdetektiven, der sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlug, die Stimme gegeben, gestorben. Nach Schachts Tod ist die Hörspielserie «Die haarsträubenden Fälle des Philipp Maloney» beendet, schrieb kurze Zeit später der Autor der Erfolgsserie, Roger Graf. 

Das ist haarsträubend für mich. Wie oft habe ich mich amüsiert über den von Geldsorgen geplagten, dem Whisky nicht abgeneigten Maloney, der seine meist ziemlich durchgeknallten Kunden anzog wie das Licht die Motten? Wie häufig musste ich laut rauslachen über den trotteligen Polizeibeamten, der lieber Kreuzworträtsel statt Fälle löste und sich mit Sprüchen wie «Die Welt ist aus den Fugen, Maloney» oder «Ist Ihnen wieder eine Leiche über den Weg gelaufen?» (fast) unsterblich machte. 

Maloney. Der Antiheld. Der Zyniker. Der Macho. Der Frauenheld. Er ist tot. Neue Folgen wird es keine mehr geben. Die über 400 aufgezeichneten Fälle werden zum Glück weiterhin zu hören sein. Auch Folgen aus früheren Jahren. Political Correctness? Fehlanzeige. Maloney säuft. Maloney ernährt sich bevorzugt von saftigen Steaks. Maloney legt sich nicht ungern mit einer seiner Klientinnen ins Bett. Müssten die alten Folgen mit einordnenden Hinweisen versehen werden, wie das bei den Winnetou-Filmen geplant ist? «Üble Sache», würde der Polizist sagen. «Donnerwetter!», Maloney schimpfen und sich für ein Nickerchen unter seinen Schreibtisch legen. «So geht das.» Entschuldigung: «So ging das.» R.I.P. 

Autor und Foto: Reto Stifel