Vermutlich wird diese Kolumne nicht gelesen. Wer will sich am 31. Dezember noch mit Weihnachtsguetzli befassen? Kein Problem, ich brauche diese Zeilen, um meinen Guetzli-Blues zu verarbeiten. Es hat schon schlecht begonnen. Unfallbedingt bin ich – eine tragende Säule in der Konditorei-Abteilung unseres Haushaltes – ab Mitte Dezember partiell ausgefallen. Meine Göttergattin, eine begnadete Bäckerin by the way, hat die Produktion der Mailänderli übernommen. Diese sind ein paar Tage später, man darf es kaum schreiben – Stichwort: Food waste – auf dem Kompost gelandet. Sie waren so fad, man hätte auch auf einem Stück Karton rumkauen können. Ich hab’s dann mit meinen Lieblingen, den Spitzbuben probiert. Resultat: ernüchternd. Zu wenig Salz im Teig, die falsche Konfi, zu lange gebacken. Nächster Versuch: Zimtsterne. Mit einem Rezept aus dem «Tiptopf», dem Kochbuch der Schweiz. Da kann ja wohl nichts schiefgehen. Und ob. Der Teig hat die Konsistenz von Fischkleister-Pappe, klebt überall, nur Sterne lassen sich damit keine ausstechen. Weiter geht es mit Brunsli, mit gekauftem Teig, notabene. Jeder Zahnarzt hätte sich am Resultat gefreut: hart wie Beton. Tochter und Sohn müssen übernehmen, Vanillekipferl sollen es werden. Der Teig schmeckt gut, die Kipferl hinterlassen vor dem Gang in den Ofen einen ganz passablen Eindruck. Nach 20 Minuten haben sich die Kipferl auf dem Blech aber selbstständig gemacht, ein optisches Desaster – und mein persönlicher Weihnachtsguetzli-Blues. 

Autor und Foto: Reto Stifel