«Engadiner Post/Posta Ladina»: Thomas Walther, jetzt, kurz nach dem letzten Rennen und der letzten Ehrung, wie froh sind Sie, dass der diesjährige White Turf zu Ende ist?

Thomas Walther: Es ist immer schön, wenn es gut über die Bühne geht, wenn Wetter und Stimmung gut und sehr viele Leute auf dem See sind. Ich sehe sehr viele glückliche Gesichter und bin froh, dass nichts Gravierendes vorgefallen ist. 

Wie war Ihnen zumute, als Sie kurz vor dem Grossen Preis von St. Moritz die Tribünen schliessen mussten?

Das ist kein sicherheitsrelevantes Thema und hat mir deshalb überhaupt keine Sorgen gemacht. Die Eisplatte ist genügend dick, es hat einfach Wasser an die Oberfläche gedrückt. Die Schlie­ssung war eine reine Sicherheitsmassnahme, damit durch den zusätzlichen Druck der Zuschauer auf den Tribünen nicht noch mehr Wasser reinläuft. 

Trotzdem dürfte es Sie genervt haben ... 

Damit müssen wir nun mal rechnen, wir sind auf einem See, da gehört das einfach dazu. Wir hatten auch schon Regen. Das ist Natur, und der White Turf ist, wie Skirennen und andere Anlässe auch, ein Outdoor-Event.

Und dann die Schrecksekunde beim Start zum Skikjöring, als zwei Pferde ausbrachen und eines davon in die Gegenbahn einlenkte und gegen das heranstürmende Feld rannte.

Ja, ein heikler Moment. Spannend war, dass mir ein sehr erfahrener deutscher Pferdetrainer nach dem Rennen gesagt hat, so etwas habe er in seiner ganzen Laufbahn noch nicht erlebt. Pferde sind Herdentiere, und dass ein Pferd so ausschert, das war tatsächlich neu und überraschend. Aber es gibt immer wieder Sachen, die zum ersten Mal passieren. Zum Glück blieb das Pferd an den Aussenrails, es hätte aber auch weniger glimpflich ausgehen können.

Ein Rennen, bei dem auch Ihre Tochter Valeria Selina am Start war und Sie wohl doppelt nervös waren?

Skikjöring ist so gesehen tatsächlich immer ein Graus. Letztlich bin ich in einem solchen Moment nicht nur Organisator, sondern vor allem Mensch und Vater. Das gehört dazu.

Der diesjährige White Turf war von Beginn weg eine Zitterpartie, vor allem des Wetters wegen. Wie haben Sie das erlebt?

Relativ entspannt. Es gibt eine Seekommission, die entscheidet, ab welcher Eisdicke was auf den See darf, sie gibt dann der See-Infra das Freizeichen für die Aufbauarbeiten auf dem See. Ich persönlich kann hier gar nichts beeinflussen. Unsere Anspannung ist dann die, ob es zeitlich reicht, alles aufzubauen und für die Anlässe bereitzuhaben. 

Wie zufrieden sind Sie mit dem Anlass und dem Zuschaueraufmarsch?

Sehr. Wir waren beispielsweise im VIP-Bereich an allen drei Wochenenden ausverkauft, und auch die Starterfelder haben wieder zugenommen. Dies sicher auch, weil wir viel technischen Aufwand betrieben haben, um ein sehr gutes und sicheres Geläuf bereitzustellen. Diese Investitionen in die Sicherheit waren nötig und haben sich bewährt. 

Was heisst «ausverkauft»?

Solche Events sind ja eigentlich nie ausverkauft. Aber wenn die Zuschauerzahlen über die 10 000er-Marke gehen, dann kommen auch wir an unsere Grenzen. Wenn aber alle VIP-Tickets im 350-, 750- und 990-Franken-Segment über alle drei Renntage verkauft werden können, dann ist das das durchaus als Indikator für den Erfolg zu werten. Zudem sind uns am zweiten Rennsonntag die gedruckten Tickets für die Stehplätze ausgegangen, so, dass wir an den Kassen etwas improvisieren mussten. 

Der White Turf verlagert sich immer mehr vom Sport- zum VIP-Anlass. Was sagen Sie zu solcher Kritik?

Das eine braucht das andere. Ein Pferderennen braucht wie jeder andere Sport-Grossanlass auch beides. Es braucht heute einen solchen VIP-Bereich, weil da ein grosses Umsatzpotenzial drinsteckt, was dem Veranstalter wiederum hilft, den Anlass zu finanzieren. Ich denke aber, dass wir mit den Family Days bewiesen haben, dass wir diesen Anlass auch zum Volksfest machen können. Jeder braucht den anderen. Auch VIPs wollen gesehen und wahrgenommen werden. Wir haben diesbezüglich eine sehr gute Mischung. Zudem bezahlen Kinder unter 16 Jahren keinen Eintritt. Für Familien ist der Besuch des White Turf also günstiger als ein Eishockeymatch in einem grossen Stadion.

Der Pontresiner Hotelier Thomas C. Walter ist Präsident des Rennverein St. Moritz und auch OK-Präsident des White Turf.

Zum Abschluss der Veranstaltung ehrte Thomas Walther sechs Voluntaris für 40 und mehr Jahre treue Freiwilligenarbeit.:

Von links: Erwin Sturz, Yvonne Rupp, Markus Schöb, Beatrice Trappmaier, Ursula Gähwiler und Ursula Zulauf.

Interview und Fotos: Jon Duschletta