Noch vor zwei Jahren zeigte sich Patrik Geisselhardt, Geschäftsführer von Swiss Recycling optimistisch: In einem Interview in der «NZZ» ging er davon aus, dass ein nationales Sammel- und Recyclingsystem von Kunststoffverpackungen und Getränkekartons 2022 umgesetzt werden kann. Das ist aber noch nicht geschehen. «Wir sind momentan noch mitten im Aufbau-Prozess mit entsprechender Organisations- und Finanzierungslösung», sagt Geisselhardt heute auf Anfrage. Um eine praxisorientierte und breit akzeptierte Lösung zu entwickeln, sei die Einbindung von Akteuren der gesamten Wertschöpfungskette essenziell. «Diesem Prozess geben wir die nötige Zeit.» Noch in diesem Jahr sollen die Voraussetzungen für das schweizweit koordinierte System geklärt sein, so dass dann der Aufbau des Sammelsystems möglich sein wird.

Komplizierter als gedacht
Einer der vielen Akteure, die im Rahmen des Projektes «Sammlung 2025» an einer nationalen Lösung arbeiten, ist Marc Briand von der InnoRecycling AG, welche mit «Bring Plastic back» heute schon ein Sammelsystem anbietet, welches in rund 500 Gemeinden verteilt auf 17 Kantone vertreten ist. Auch in Südbünden. «Das Ganze ist nicht so einfach, wie man sich das ursprünglich vorgestellt hat», sagt Briand. Eine der grossen Herausforderungen ist die Finanzierung. Auch gesetzliche Finessen seien zu klären, so liege die Abfallhoheit heute beispielsweise bei den Gemeinden. Dass sich so viele Akteure an einen Tisch setzen, um gemeinsam nach einer guten Lösung zu suchen begrüsst er. Trotzdem ist Briand zum heutigen Zeitpunkt eher skeptisch, dass sich eine solche auch zeitnah durchsetzen wird.

Kanton setzt auf nationale Lösung
Was aber bedeutet das für die privaten Haushalte, für die Gemeinden und Kantone? Eine Frage, die zurzeit auch in der Bündner Politik ein Thema ist. So hat die Oberengadiner SP-Grossrätin Franziska Preisig in der Februarsession eine Anfrage betreffend Plastiksammlung und Senkung des Plastikverbrauchs an die Regierung gestellt. Kurz zusammengefasst kommt diese in ihrer Antwort zum Schluss, dass der Kanton in Aussicht des nationalen Sammelsystems keinen Handlungsbedarf sieht, zusätzliche Sammelsystem einzuführen oder bestehende zu fördern.
Auch in der Region Maloja wurd letztes Jahr darüber diskutiert, ob man bei der Plastiksammlung eine regionale Lösung anstreben will. Verschiedene Gemeinden tendierten dazu, auf die nationale Lösung zu warten. Anderen ging das zu lange, sie setzen heute schon auf das Sammelsystem «Bring Plastic back.»

 

Machen Sie beim Plastik-Recycling mit?

Schweizerinnen und Schweizer sehen sich gerne als Musterschüler, wenn es um das Recycling geht. Was für viele Materialien zutreffen mag, gilt nicht für Kunststoffverpackungen. Da gibt es noch einiges Potential wie aktuelle Zahlen zeigen. Wie halten Sie es mit dem Sammeln von Plastikabfällen?

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Die Umfrage läuft vom 24.04.2024 bis 24.04.2024

 

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Autor: Reto Stifel

Foto: Sammelsack.ch