Herzschmerz und Mordlust

Eins muss man ihr lassen: Sie ist hartnäckig. Nacht für Nacht schleicht sie sich unter mein Schlafzimmerfenster. Mit Inbrunst trägt sie ihr Anliegen vor, leidenschaftlich und ausdauernd. Die Nachbarskatze ist liebestoll. Sobald es eindunkelt, findet sie sich alle paar Stunden in unserem Garten ein, um ihre Sehnsucht kundzutun. Haben Sie jemals eine höchst paarungsbereite Katze gehört? An Schlaf ist da nicht mehr zu denken.

Ich bin eine Tierfreundin. Aber schlaflos um vier Uhr morgens hört meine Liebe für Vierbeiner definitiv auf. «Schütte Wasser über sie aus», meinte meine Tochter. Im schlaftrunkenen Zustand eine schwarze Katze zu übergiessen, tönt einfacher als es ist. «Verjage das Tier, indem du etwas aus dem Fenster schmeisst», riet eine Freundin. Ach ja, und was? Papierkugeln? Ich möchte ja niemanden verletzen. «Mach halt auch Lärm», sagte ein Mitarbeiter. Und bringe damit meine Nachbarn gegen mich auf? «Ertränken, erwürgen, erschiessen.» Ich hoffe, dieser Vorschlag eines Bekannten war nicht ernst gemeint. Obwohl ich schon Mordgelüste hatte, so um halb drei Uhr morgens bei einem durchdringenden, langgezogenen «Miaaaaaaau». 

Keine Sorge, ich werde nicht zur Katzenkillerin. Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis der Liebeskummer abgeflaut ist. Ich habe mir jetzt einen dicken Krimi gekauft.