Wie oft versprechen wir einander einen Besuch, ein Mittagessen, aber besonders: einen Kaffee.
As Käffali. Un caffettino. Ün cafeín. A quick coffee.
As Käffali. Un caffettino. Ün cafeín. A quick coffee.
Melde dich, wenn du in der Gegend bist!
Ja, gerne. Und du auch, gell?
Sowieso.
Sowieso.
Bis sehr bald also!
Freue mich jetzt schon auf unser Wiedersehen. Tschü-üü-ss!
Falls die, die aufeinandertreffen, nie vorhatten, das Gegenüber wiederzusehen und die Situation deshalb noch etwas lustvoller aufschäumen: Perfekt! Den Gewohnheits-Einlader und die Gewohnheits-Versprecherin lässt die Kaffee-Zukunft kalt. Die Lust auf ein Treffen ist im Moment der Ansage da, zwei Minuten später verblasst sie. Sogleich ist vergessen, was sein könnte, aber wohl eh nie wird.
Wir sprechen hier vom Typus 1 im Universum des Kaffee-Trinkens.
Seine Lust aufs künftige Kaffeetrinken ist die Lust am Hier und Jetzt, sie entspringt dem Moment der Grosszügigkeit, der Geste, der dargestellten Spontaneität. Das Beste wurde soeben aus der Beziehung gepresst. Ihr Zenith ist erreicht, als die beiden einander freudig und in ungetrübtem Einverständnis versprechen, sich bald sehen zu wollen. Der Moment als Erfüllung. Gibt es mehr? Selten. Im Augenblick, in dem Menschen das Gleiche wollen, weil sie nicht wissen, was es ist, geben sie sich der totalen Harmonie hin, einem Zauber, den die Realität nie hergibt. Die Potenzialität, Leute. Die Potenzialität! Der Moment der Bejahung, des Wollens. Die Möglichkeitsform. Das ist es. Das Schönste zwischen ihnen ist damit gerade passiert. Es ist geflossen - im Moment des Sprechens und Versprechens. Das ist der Vertrag, der unterschrieben und einen Augenblick lang gehalten wird, dann weggeworfen zugunsten des höheren Gutes: der Freiheit.
Wir sprechen hier vom Typus 1 im Universum des Kaffee-Trinkens.
Seine Lust aufs künftige Kaffeetrinken ist die Lust am Hier und Jetzt, sie entspringt dem Moment der Grosszügigkeit, der Geste, der dargestellten Spontaneität. Das Beste wurde soeben aus der Beziehung gepresst. Ihr Zenith ist erreicht, als die beiden einander freudig und in ungetrübtem Einverständnis versprechen, sich bald sehen zu wollen. Der Moment als Erfüllung. Gibt es mehr? Selten. Im Augenblick, in dem Menschen das Gleiche wollen, weil sie nicht wissen, was es ist, geben sie sich der totalen Harmonie hin, einem Zauber, den die Realität nie hergibt. Die Potenzialität, Leute. Die Potenzialität! Der Moment der Bejahung, des Wollens. Die Möglichkeitsform. Das ist es. Das Schönste zwischen ihnen ist damit gerade passiert. Es ist geflossen - im Moment des Sprechens und Versprechens. Das ist der Vertrag, der unterschrieben und einen Augenblick lang gehalten wird, dann weggeworfen zugunsten des höheren Gutes: der Freiheit.
Kommen wir zu Typus 2.
Auch Typus 2 ist ausserordentlich angetan von der beschriebenen Situation, winke-winke-ja-ja-wunderbaaar, Typus 2 freut sich, genau wie Typus 1, aber - im Unterschied zu Typus 1 - verschmilzt Typus 2 mit Versprechen und schöner Lüge nur, damit ihn kurz darauf die Schuld noch heftiger niederdrücken kann. Obwohl er aus Erfahrung weiss, wissen könnte oder müsste, Einladung und Aussicht auf ein Wiedersehen waren eine Floskel, kommt er ins Trudeln - und Grübeln. Plötzlich ist er nicht mehr sicher, ob es sich wirklich um eine Floskel handelte. Er darf nicht sicher sein, sonst würde sich der Zweifel vom Acker machen und nicht mehr so wundervoll-quälend an ihm nagen – besser und nachhaltiger konserviert als Essiggurken, Kompott oder Dosenfutter. Null Ablaufdatum. Oh, Wonne, es geht mir mies! Der Schuldtypus kann Zweifel und Schuld jederzeit hervorholen und betrachten und sich oberflächlich fühlen, unwürdig, unzuverlässig, dumm und unglaublich beschwert.
Sollte sie den Bekannten heute zum Kaffee einladen? Ach, nein, lieber nicht. Sonst wäre ja die Schuld weg.
Dilemma.
Herrlich!
Typus 1 und Typus 2 treiben lustig und niedergedrückt ihre Spiele, bis sie eines Tages auf Typus 3 treffen: den gnadenlosen Verwirklicher. Er hat null Sinn für poetisierende Floskeln und Fantasie, für Momentum und Höhepunkt der Beziehung - und schon gar nicht für die Lust an der Schuld. Er ist der unbeschwerte Auf-die-Finger-Klopfer, die radikale Kaffeetrinkerin, der heftige Mittagesser. Wahllos trinkt und isst er mit allen, die so unvorsichtig sind, ihn aufzufordern, sich doch einmal zu melden oder ihm auf den Leim gehen mit einem Oh-ja-Gerne, als er munter vorschlägt, Kaffee zu trinken - und noch ein gemeinsames Wochenende im Tessin und einen Saunabesuch in Schwamendingen zwischen Schwatz und Plausch schmuggelt.
Dilemma.
Herrlich!
Typus 1 und Typus 2 treiben lustig und niedergedrückt ihre Spiele, bis sie eines Tages auf Typus 3 treffen: den gnadenlosen Verwirklicher. Er hat null Sinn für poetisierende Floskeln und Fantasie, für Momentum und Höhepunkt der Beziehung - und schon gar nicht für die Lust an der Schuld. Er ist der unbeschwerte Auf-die-Finger-Klopfer, die radikale Kaffeetrinkerin, der heftige Mittagesser. Wahllos trinkt und isst er mit allen, die so unvorsichtig sind, ihn aufzufordern, sich doch einmal zu melden oder ihm auf den Leim gehen mit einem Oh-ja-Gerne, als er munter vorschlägt, Kaffee zu trinken - und noch ein gemeinsames Wochenende im Tessin und einen Saunabesuch in Schwamendingen zwischen Schwatz und Plausch schmuggelt.
Alles abgesegnet? Selber schuld. Die Walze ist eingeschaltet. Der Verwirklicher ist derjenige, der auch dem hässlichsten Onkel und der schrecklichsten Tante gleich auf den Schoss sprang und vorgekätschten Kaugummis die Restsüsse aussog. Unterscheidungswillen, Sensibilität, Sinn für die soziale Lüge: Was ist denn das?
Für dich, Typus 1, den du jede Absichts-Bekundung gleich wieder vergisst, weil du jedem und jeder habituell versprichst, mit ihr einen Kaffee zu trinken, sich zu treffen und ihr jederzeit warm an die Schulter greifst, ist die Begegnung mit Typus 3 eine knallharte Lektion. Ja, er wird dich sogar ein bisschen in den Abgrund reiten, weil er all deine Aussichten ernst nimmt und morgen auf der Matte steht. Der Brutalo-Verwirklicher versteht nämlich rein gar nichts von der Erotik der Nichttreffen, die dir heilig sind.
Hard-Core-Typus 3 ruft dich während der Arbeit an und findet, man könne immer eine halbe Stunde abzwacken. Er ist ruchlos und hört erst auf zu betteln, wenn du, Vergesser oder Nichternst-Meinerin, aufgibst und dich ins kleine Kaffee an der Ecke schwingst, das der Superrealisierer auf Google längst gefunden hat. Die Versprecherin, die es nicht so meinte, wird da gepeinigt. Noch ein Stückchen Kuchen? Ach, diese paar Minuten, das wird deine Chefin schon verkraften. Sonst fixe ich das für dich. Weil ich es kann. hahaha
Die gnadenlose Kaffeetrinkerin jubelt. Sie geniesst das Treffen. Weil sie keine Vorstellungskraft hat, weil sie nicht träumen kann wie die Potenzialitäts-Liebhaberin und sich nie in etwas hineinsteigert wie der ewig Schuldige, den sie völlig entzaubert mit dem konkreten Treffen, sie tritt ihm und seiner Schuld viel zu nahe. Die Schuld schlägt in Enttäuschung und Wut um, die sich nach einigen Minuten gegen sich selbst richtet. Und deshalb weiss der Geknickte nicht so recht, ob er sich nicht doch glücklich schätzen sollte. Alles ist so grauenhaft, dass er sich glatt eine einmalige, gigantische Schuldmaximierung erhoffen darf.
Oder etwa nicht?
In der Maso-Fraktion bilden sich nun Untergruppen, wie Typus 2a, 2b et cetera. Und deshalb bricht der Bericht hier ab. Brauche dringend einen Kaffee. As Käffali. Un caffettino. Ün cafeín. A quick coffee. With myself.
Hard-Core-Typus 3 ruft dich während der Arbeit an und findet, man könne immer eine halbe Stunde abzwacken. Er ist ruchlos und hört erst auf zu betteln, wenn du, Vergesser oder Nichternst-Meinerin, aufgibst und dich ins kleine Kaffee an der Ecke schwingst, das der Superrealisierer auf Google längst gefunden hat. Die Versprecherin, die es nicht so meinte, wird da gepeinigt. Noch ein Stückchen Kuchen? Ach, diese paar Minuten, das wird deine Chefin schon verkraften. Sonst fixe ich das für dich. Weil ich es kann. hahaha
Die gnadenlose Kaffeetrinkerin jubelt. Sie geniesst das Treffen. Weil sie keine Vorstellungskraft hat, weil sie nicht träumen kann wie die Potenzialitäts-Liebhaberin und sich nie in etwas hineinsteigert wie der ewig Schuldige, den sie völlig entzaubert mit dem konkreten Treffen, sie tritt ihm und seiner Schuld viel zu nahe. Die Schuld schlägt in Enttäuschung und Wut um, die sich nach einigen Minuten gegen sich selbst richtet. Und deshalb weiss der Geknickte nicht so recht, ob er sich nicht doch glücklich schätzen sollte. Alles ist so grauenhaft, dass er sich glatt eine einmalige, gigantische Schuldmaximierung erhoffen darf.
Oder etwa nicht?
In der Maso-Fraktion bilden sich nun Untergruppen, wie Typus 2a, 2b et cetera. Und deshalb bricht der Bericht hier ab. Brauche dringend einen Kaffee. As Käffali. Un caffettino. Ün cafeín. A quick coffee. With myself.

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