Wann haben Sie zuletzt den Satz „Ich gönn mir heute mal eine Pause, ich mache mal nichts“ zu sich selbst gesagt? Ist es schon ein Weilchen her? War es vielleicht ein Neujahrsversprechen an sich selbst? Oder können Sie sich gar nicht mehr daran erinnern? Als ehemalige Spitzensportlerin werde ich oft nach meinem Erfolgsrezept gefragt. Die Leute schauen nicht schlecht, wenn ich in diesem Zusammenhang von Erholung, Massage, Regeneration, Schlaf und kalten Fussbädern spreche. Aber genau das ist der Schlüssel zum Erfolg (selbstverständlich nicht in dieser Reihenfolge, aber annährend!).
Wir leben in einer Zeit, in der To-Do-Listen länger sind als Einkaufzettel vor Weihnachten. Und irgendwo zwischen Training, Job, Familie und Netflix vergessen wir oft: Erholung ist kein Luxus – sie ist notwendig!
In der Sportwissenschaft weiß man längst: Training allein macht niemanden besser – erst die Regeneration danach sorgt für den eigentlichen Fortschritt. Ähnlich ist es mit dem Nervensystem. Der sogenannte Vagusnerv, unser innerer Entspannungsleiter, bringt Körper und Geist in Balance – wenn wir ihn lassen. Er wird vor allem durch bewusste Pausen, langsames Atmen und innere Achtsamkeit aktiviert. Wer jetzt denkt: ich atme doch den ganzen Tag und die ganze Nacht, da muss ich doch tiefenentspannt sein, der darf sich ruhig mal etwas genauer mit dem Lebenselixier befassen.
Die Atmung ist unser direktester Hebel für Entspannung. Besonders wirksam ist hier die „4-6-Atmung“ (vier Sekunden einatmen, sechs ausatmen). Diese Atemtechnik ist keine esoterische Spielerei, sondern eine neurophysiologisch fundierte Technik, die den Vagusnerv direkt aktiviert – und damit eine beruhigende Wirkung auf Körper und Psyche hat. Beim Einatmen wird der Sympathikus leicht aktiviert – das ist der Teil des Nervensystems, der uns in Alarmbereitschaft versetzt. Beim Ausatmen hingegen kommt der Parasympathikus ins Spiel – und damit auch der Vagusnerv. Je länger und bewusster wir ausatmen, desto stärker wird diese „innere Bremse“ aktiviert. Das Herz schlägt ruhiger, der Muskeltonus sinkt, der Geist wird klarer. Die 4-6-Atmung ist damit ein kleiner biologischer Trick, um den Körper aus dem Stressmodus zu holen. Und das ganz ohne Hilfsmittel – nur mit dem, was wir ohnehin die ganze Zeit tun: atmen! Und wer für einen Moment mal ganz bewusst atmet, kann das Handy auch beruhigt zur Seite legen. Der Akku freut sich auch mal über eine Pause und kann in diesem Modus wieder Energie laden. Es geht auch um den Mut, einfach zu sein, statt immer etwas zu leisten.
Wer lernt, sich aktiv zu erholen, stärkt nicht nur den Vagusnerv, sondern auch Resilienz, Konzentrationsfähigkeit und emotionale Ausgeglichenheit. Aktivieren Sie durch innere Entspannung Ihre Superkräfte und lehnen Sie sich nun für 3 Minuten zurück und atmen Sie! Ich wünsche Ihnen „Gut Schnauf“!
Mein Musiktipp:

Anne-Marie Flammersfeld
Anne-Marie Flammersfeld ist Diplom-Sportwissenschaftlerin, Personal Trainerin und hat einen BSc. in Psychologie. Sie hält einige sportliche Rekorde. So konnte sie 2012 als erste Frau der Welt alle vier Rennen der «Racing the Planet 4 Deserts Serie» gewinnen und lief 1000 Kilometer durch die vier grössten Wüste der Welt. Sie ist in 8h32 auf den Kilimanjaro gelaufen und konnte den damaligen Weltrekord um gute drei Stunden verbessern. Am Nordpol war sie auch und ihr Streckenrekord steht immer noch bereit, um eingeholt zu werden. Die 1978 geborene deutsche Sportlerin arbeitet mit ihrem Unternehmen all mountain fitness in St. Moritz und dem Engadin. Als Personal Trainerin ist sie für alle da, die etwas Nachhilfe in Sachen Bewegung brauchen! Aber immer mit einem Augenzwinkern. Sie hält regelmässig Vorträge zu Themen aus den Bereichen Motivation, Begeisterung und Grenzen überwinden.www.allmountainfitness.ch
annemarieflammersfeld.blogspot.com
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