16.07.2025 Larissa Bassin 2 min
Foto: https://newsroom.pinterest.com/de/news/from-butter-yellow-to-cherry-red-meet-the-2025-pinterest-palette/

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Ein Sommerkleid in buttrigem Gelb, Fingernägel in fruchtigen Sorbettönen, liebevoll gestaltete To-do-Listen, zehn Fragen für das tägliche Journaling, die Neueröffnung eines Reformer-Pilates-Studios, das Rezept für eine kalorienarme, proteinreiche Frühstücksbowl – dazu frisch geschnittene Wiesenblumen auf dem sorgfältig gedeckten Tisch in einer stilvoll eingerichteten Altbauwohnung… Das Scrollen durch Instagram in den Sommermonaten gleicht einem sommerlichen Bilderbuchtraum in Weiss, Beige und sanften Pastellfarben.
 
Es wirkt, als sei der Grillabend mit Cervelat und Kartoffelsalat oder der Feierabend-Apéro mit Aperol längst ersetzt worden – durch selbstgemachte Matcha-Lattes und Rennradtouren durch sattgrüne Berglandschaften. Social-Media-Nutzende gleiten durch ein Meer aus perfekt ausgeleuchteten Bildern von perfekten Menschen mit einem scheinbar noch perfekteren Lebensstil. Gesundheit, Sport, Ernährung, Kleidung, Einrichtung – alles wirkt makellos und durchdacht. Der persönliche Sommertraum scheint zum universellen Ziel geworden zu sein. Dabei rückt nicht nur die Hitze in den Hintergrund, sondern auch die Krisen und Konflikte der Welt. Der tägliche Nachrichtenstrom wird ausgeblendet – wenigstens für einen Moment.
Ist es das, was uns junge Menschen antreibt?
 
Inmitten globaler Herausforderungen, kleiner und grosser Sorgen, bauen wir uns eine eigene kleine Welt, in der wir das Gefühl haben, zumindest ein bisschen Kontrolle zurückzugewinnen. Und so bereichern wir unseren Alltag mit selbst gebastelten Perlenarmbändern, neuen Bananenbrot-Variationen, einem Abend beim Keramikbemalen oder der neuesten Bestzeit auf unserer Lieblingslaufstrecke. Das mag oberflächlich wirken und die Welt nicht grundlegend verändern – und doch steckt in all dem eine jugendliche Freude, die im Alltag viel zu oft keinen Platz findet.
 
Gerade im Sommer, wenn die Sonne scheint und der See die perfekte Temperatur hat, erinnern wir uns an die unbeschwerten Sommer unserer Kindheit: draussen spielen, Frösche fangen und wieder freilassen, im Garten zelten, bis spät abends Verstecken spielen oder bei Regen stundenlang basteln.
 
Diese Idylle holen wir uns heute zurück – mit einem Morgenspaziergang, selbst angepflanzten Kräutern auf dem Balkon oder einem pink gestrickten Sommertop. Und so wünsche ich auch Ihnen einen wunderbaren Sommer – ganz egal, ob mit einem grünen Matcha-Latte auf dem eigenen Balkon, am Strand der französischen Riviera oder auf einer Bergwanderung im Engadin.

Larissa Bassin

Larissa Bassin ist 26 Jahre alt und in La Punt Chamues-ch aufgewachsen. Die ehemalige Praktikantin der Engadiner Post wohnt und arbeitet in Zürich. Dabei entdeckte sie, dass sie wohl eher ein Stadtkind ist und schätzt das kulturelle Angebot, die Vielfalt der Menschen, die Anonymität, Abendverkäufe, das Nachtleben und kleine Cafés, die tatsächlich immer Hafermilch im Angebot haben. Nichtsdestotrotz zieht es sie gerade im Winter auf die Pisten, wofür sie die ein oder andere Vorlesung sausen lässt, oder sie wandert auf den Piz Mezzaun, wenn sie den Kopf lüften muss.