02.11.2025 Reto Stifel 2 min
Die "Maus" im Haus. Foto: Reto Stifel

Die "Maus" im Haus. Foto: Reto Stifel

Als regelmässige Leserschaft dieser Kolumne erinnern Sie sich vielleicht an die Stifel’sche Mäusetrilogie. Wenn nicht: Kapitel 1 – Kater fängt Maus. Maus überlebt und flüchtet in das kleine, abgeschlossene Kellerabteil. Kapitel 2 – Maus hat es sich nach vier Monaten im Keller gemütlich gemacht. Frau füttert Maus. Familienrat beschliesst: Maus muss raus. Kapitel 3 – In einer heroischen Aktion fängt der Hausherr die Maus und wildert sie aus. Ende der Geschichte.
Denkste. Kürzlich war meine Göttergattin auf Staubsaugertour durch unsere Wohnung und hat – so ihre Aussage – eine Maus unter unserem Sekretär gesehen. Ich zweifle. Schliesslich ist unser Kater in der Wohnung und pennt friedlich im Kleiderschrank, ohne die kleinsten Anzeichen von Jagdtrieb. Aber wie früher schon geschrieben: Denken ist nicht seine bevorzugte Disziplin.
Also schnappe ich mir den alten Militär-Feldstecher, robbe in Richtung Sekretär – und tatsächlich: Da sitzt eine Maus. Und ich könnte schwören, ihr Schwänzchen hat kurz gezittert, als ich sie mit meinem Fahrrad-Halogenscheinwerfer anleuchte. Das bringt mir zwar böse Blicke meiner Frau ein – «Hör auf, du erschrickst das arme Ding!» – aber auch die Gewissheit, dass sofort gehandelt werden muss. Eine Maus im Keller ist doof. Eine Maus in der Wohnung oberdoof.
Mit allen verfügbaren Hilfsmitteln wird der Hohlraum zwischen dem Boden des Sekretärs und dem Wohnungsboden abgedichtet. Frei bleibt nur eine kleine Öffnung. Dort platziere ich meinen Fischfeumer – wer sagt, dass der nur zum Fangen von Fischen taugt? Die Idee: die Maus provozieren, damit sie auf der Flucht ins Netz springt.
Das Provozieren geschieht mit einem kleinen Bambusstab. Doch die Maus reagiert nicht. Ich stupse sie fester an. Keine Reaktion – ausser dass ich sie mit dem Stab problemlos hin und herschieben kann.
«Haben wir unseren Katzen nicht mal eine Stoff-Spielzeugmaus gekauft?», fragt meine Frau. Auf diese Idee hätte sie auch früher kommen können, denke ich.

Autor und Foto: Reto Stifel

Reto Stifel

r.stifel@engadinerpost.ch
Reto Stifel ist seit 2009 Chefredaktor der Engadiner Post.

PS werden von den Redaktorinnen und Redaktoren der Engadiner Post / Posta Ladina geschrieben und erscheinen wöchentlich in der Samstagsausgabe der EP/PL.