Thierry Niggeler aus Pontresina ist der Beweis dafür, dass es keinen Universitätsabschluss braucht, um Erfolg zu haben. Im Gegenteil, erst mit 20 Jahren hat er eine Schreinerlehre in der Lehrwerkstatt in Samedan begonnen. «Da ich um einiges älter war als meine Mitlernenden, hat die Lehrwerkstatt mir erlaubt, im zweiten Lehrjahr eine Firma zu gründen», erinnert sich der heute 27-Jährige an den Beginn seiner ersten Firma «Honey Badger Decks». In seiner Freizeit stellte der damals 22-jährige Niggeler Skateboards her und verkaufte diese an Freunde und Bekannte. «Es kam zum Punkt, wo ein Brett mit Arbeitsaufwand und Material, ohne Profit, 1000 Franken kostete.»
Künstler bemalen die Boards
Auch wenn die Boards Unikate waren, komplett handgefertigt und personalisierbar, konnte Thierry Niggeler für diesen Preis sein Produkt nicht verkaufen. So kam ihm die Idee, mit Künstlern zusammen zu arbeiten und von ihnen die Bretter bemalen zu lassen. «Ab diesem Moment konnte ich meine Bretter als Kunst verkaufen.» Durch Kontakte in den Niederlanden kam Thierry Niggeler mit Galerien ins Gespräch, die seine Bretter als alternative Leinwände ausstellen wollten. Das Interesse für sein Produkt hat seither stark zugenommen und ist vor allem bei Sammlern und Kunstfanatikern sehr beliebt. Bei den Ausstellungen, wo Niggeler seine Boards präsentierte, konnte er noch weitere Bilder von den Künstlern ausstellen, die mit ihm arbeiteten. Bald hat er begonnen, selbst mehr Events zu organisieren und verkaufte nicht nur sein eigenes Produkt, sondern unterstützte auch die Künstler. Dies hat sich so weit entwickelt, dass Thierry Niggeler seine zweite Firma «Branded Consultancies» gegründet hat, die im Bereich Beratung und Management von Künstlern tätig ist.
Nachdem Niggeler fünf Jahre lang viel Zeit und Geld investiert hat, kann er es sich jetzt leisten, die Bretter herstellen zu lassen. «Und da ich vieles der Lehrwerkstatt zu verdanken habe, wo meine Firma heute steht, wird alles unter dem Namen Honey Badger Decks von ihren Lehrlingen produziert.»
Engadiner Wurzeln nicht vergessen
Als Galerist und Manager ist Thierry Niggeler auf der ganzen Welt an Kunstausstellungen anzutreffen. «Aber zu Hause, im Engadin, habe ich noch nichts. Ich möchte einen Showroom eröffnen, um den Leuten die urbane Kunstszene näher zu bringen.» Trotz den internationalen Anlässen vergisst Niggeler seine Engadiner Wurzeln nicht. Daher eröffnet er Mitte November eine Galerie in St. Moritz.«Ich habe Leute gefunden, die mich ergänzen, und ich ergänze sie. Das hat mich zum Erfolg gebracht.» Diesen Erfolg hätte sich Thierry Niggeler vor fünf Jahren nie erträumt. «Ich war Schreiner und habe Rollbretter hergestellt. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war und ich die richtigen Leute getroffen habe.»
Autorin: Gianna Duschletta
Diskutieren Sie mit
anmelden, um Kommentar zu schreiben