Ferien in der Schweiz sind das Gebot der Stunde. In zwei Tagen mit den Bikes von Solothurn über den Weissenstein, Grenchenberg, Chasseral nach Neuenburg mit Übernachtung in Sonceboz. So der Plan. Der Jura ist ein Faltengebirge, hiess es im Geografieunterricht. «Gut», denke ich beim schweisstreibenden Pedalen auf den Weissenstein, denn wenn der erste Kamm einmal erklommen ist, folgt easy pedaling mit Panoramasicht. Die Erkenntnis: Panoramasicht, ja, easy pedaling, nein. Die Falten des Juras ziehen sich nicht nur von Süd nach Nord, sondern auch von West nach Ost. Die Höhenmeter summieren sich wie die Staatsschulden von Griechenland während der Finanzkrise. Zu allem Übel schiebt meine Göttergattin ihr Bike. Eine Scherbe sorgt für vier Löcher im Schlauch. Drei Veloflicken sind einer zu wenig, und der Ersatzschlauch ist in Solothurn liegengeblieben.
Zu Fuss zurück zum Berggasthof Pré-Richard, wo es sich übernachten lässt. Und wo Kevin zu Hause ist. Blonde Haare, rote Backen, grüne Latzhosen mit Traktorenwerbung drauf. Der elfjährige Sohn des Bauern- und Wirteehepaars bietet präventiv an, den neuen Schlauch mit seiner Kompressoranlage aufzupumpen. Nachdem er erzählt hat, wie er damit einen Autoschlauch zum Platzen gebracht hat, verzichte ich dankend. Aber die Demonstration seiner Traktor-Fahrkünste lässt er sich nicht nehmen. Traktor raus, Velos in die Garage, Traktor rückwärts rein. Klar, dass er am nächsten Morgen dafür besorgt sein wird, dass die Bikes pünktlich zur Abfahrt bereitstehen. Der Ersatzschlauch findet dank den Freunden aus Solothurn den Weg zu uns. Beim gemeinsamen Nachtessen in idyllischer Umgebung reift die Erkenntnis, dass die besten Pläne die sind, die über den Haufen geworfen werden. Umso mehr, als ich am nächsten Tag sehe, dass das einzige Hotel in Sonceboz Betriebsferien hat.
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Foto: Jura bernois Tourisme