Seit mehr als 15 Jahren sucht die Klinik Gut nach einem neuen Standort für ihr Stammhaus. Vor Jahresfrist schien eine Lösung gefunden: Das Spital Oberengadin und die Klink Gut wollten eine Tochtergesellschaft gründen, die Klinik Gut Engadin AG. Sämtliche Patienten der Klinik und des Spitals wären in der neuen Klinik für Orthopädie und Traumatologie im Spital operiert und hospitalisiert worden. Aus diesen Plänen ist nichts geworden: Nur ein halbes Jahr später wurde das Ende des Projektes einer Gemeinschaftsklinik verkündet. 

 

Eröffnung in gut zwei Jahren

Weil der ursprünglich geplante Neubau der Klinik Gut am Standort Serletta Süd nach wie vor juristisch blockiert ist, musste nach Alternativen gesucht werden. Bereits im November 2019 hatte der St. Moritzer Gemeindevorstand entschieden, mit der Teilrevision des Quartierplans Bäderzentrum die planerischen Voraussetzungen für einen möglichen Klinik-Neubau im St. Moritz Heilbad-Areal zu schaffen. Diese Voraussicht scheint sich gelohnt zu haben: Wie die Klinik Gut AG in einer Medienmitteilung am Mittwoch schreibt, soll nämlich an diesem Standort eine neue «Klinik für Sportunfälle und den menschlichen Bewegungsapparat» gebaut werden. Geplant ist ein Erweiterungsbau an das bestehende Heilbadzentrum mit einer Notfallstation, Beratungs-, Untersuchungs- und Therapieräumen, zwei Operationssälen, einer Bettenstation und einem Klinikrestaurant. Der Entwurf zum neuen Klinikgebäude stammt vom renommierten Architekten Christoph Ingenhoven, welcher in St. Moritz lebt. Das Baugesuch ist eingereicht, die Klinik soll zur Wintersaison 2023/24 eröffnet werden. Vorausgesetzt, es gehen keine Einsprachen ein. 

 

Guter Austausch mit Anstössern

Gemäss Adrian Urfer, Verwaltungsrat der Klinik Gut, pflegt die Klinik Gut mit den Anstössern an dem künftigen Standort einen guten Austausch. «Wir stehen für alle Fragen rund um das Projekt gerne zur Verfügung», sagt er. Einen möglichen Kritikpunkt, den Lärm durch an- und abfliegende Helikopter, relativiert er. Über das ganze Jahr gesehen handle es sich im Schnitt um einen Flug pro Woche. Und das praktisch ausschliesslich tagsüber zwischen 9.00 und 17.00 Uhr und höchst selten einmal in der Nacht.

Für den Neubau mit einem Spitallandeplatz für Helikopter muss die heutige Konzerthalle weichen. Gemäss der Medienmitteilung ist die neue Klinik gleich hoch und breit wie das bestehende Heilbadzentrum. Dieses soll im Zug der Bauarbeiten ebenfalls modernisiert werden. «Das Angebot der Klinik Gut ergänzt die Tätigkeit der bereits im Heilbadzentrum niedergelassenen Arzt- und Therapiepraxen optimal», heisst es in der Medienmittelung. 

 

Gemeinde freut sich

«Wir freuen uns, dass die Klinik Gut dem Standort St. Moritz treu bleibt und unterstützen die Absicht, im Heilbad-Areal ein neues Stammhaus zu bauen», sagt der St. Moritzer Gemeindepräsident Christian Jott Jenny. Er gibt zu bedenken, dass die Klinik Gut seit mehr als 90 Jahren zu St. Moritz gehöre und ein Alleinstellungsmerkmal sei, mit welchem man sich von vielen anderen Top-Destinationen abhebe. Zudem sei die Klinik einer der wichtigsten Ganzjahresarbeitsgeber. «Aber genauso gehört auch St. Moritz zur Klinik Gut. Wo sonst hätte weitab von grösseren Städten eine Top-Klinik von internationalem Ruf entstehen können?», ergänzt er. 

Das Heilbad-Areal gehört der Gemeinde, Baurechtsnehmerin ist die St. Moritz Bäder AG. «Wir begrüssen den Neubau an diesem Standort», sagt deren CEO Raimund Kirchleitner. Schliesslich habe man das in den vergangenen zwei Jahren zwischen der Gemeinde, der Klinik Gut und der Bäder AG verhandelt. Kirchleitner sieht einen Mehrwert, auch für das Heilbadzentrum. «Durch die Klinik, die direkt nebenan errichtet werden soll, gibt es jede Menge Synergieeffekte. Diese erkennt er ebenfalls für das in unmittelbarer Nähe gelegene Hotel Kempinski. 

 

Offen für Kooperationen

Das sieht auch Adrian Urfer so. Schon am heutigen Standort pflege man beispielsweise mit dem Hotel Schweizerhof eine gute Zusammenarbeit. Selbstverständlich sei die Klinik auch am neuen Standort interessiert, mit Hotelbetrieben Kooperationen einzugehen. Und: «Wir sind nach wie vor überzeugt, dass ein Gesundheitshotel in St. Moritz eine sehr sinnvolle Sache ist, beispielsweise am Standort Serletta Süd.» Dieser Entscheid aber liege nicht bei der Klinik Gut, sondern bei einem Investor wie dem Lanserhof, welcher ebenfalls sehr interessiert sei.

 

Autor: Reto Stifel

Visualisierung: Ingenhoven Architects