Engadiner Post: Domenic Toutsch, Sie haben immer betont, dass Sie nur ad interim Präsident des CdH Engiadina seien. Gewählt wurden Sie vor vier Jahren, also eine lange Zwischenlösung?
Domenic Toutsch: Ja, kann man sagen. Ich habe diese Aufgabe sehr gerne übernommen. Die Arbeit mit den jungen Eishockeyspielern hat mir gut gefallen und auch das Verhältnis im Vorstand war toll. Ich habe immer gesagt, dass ich mich als Präsident ad interim wählen lasse, nach vier Jahren ist diese Interimszeit nun vorbei.
Sie haben bereits vor der Saison Ihre Demission eingereicht. Ist dieser Entscheid nun definitiv?
Ja, ich wollte bereits vor Meisterschaftsbeginn klaren Tisch machen. So kann niemand behaupten, dass ich meine Demission aus irgendwelchen Gründen, zum Beispiel wegen Diskussionen und Streitereien während der Saison eingereicht habe.
Was muss Ihre Nachfolgerin oder Ihr Nachfolger mitbringen?
Er oder sie müssen keine guten Eishockeyspieler sein, die Person muss aber ein Herz, Freude und etwas Leidenschaft für die Sache haben. Wenn man zum Beispiel schaut, mit wie viel Herzblut und Engagement sich die Finanzchefin Petra Schlatter für den Club einsetzt und was sie alles leistet, müsste man ihr jeden Tag einen Blumenstrauss vorbeibringen. Sie ist der Club da Hockey Engiadina. Solches Engagement für die Jugend kann man sich nur wünschen.
Haben Sie Ihre Ziele als Präsident des CdH Engiadina erreicht?
Ich hatte mir keine grossen Ziele gesetzt. Ich habe einfach versucht zu helfen und mich dort einzusetzen, wo ich gebraucht wurde. Der Club da Hockey lebt von den Helferinnen und Helfern. Das macht die Clubführung etwas schwerfälliger. Man muss immer um Unterstützung bitten. Aber unter dem Strich hat alles gut funktioniert.
Die Covid-Pandemie war eine besondere Herausforderung für den Verein. Wie sind Sie damit umgegangen?
Die Bewältigung der Pandemiezeit war definitiv die weniger schöne Aufgabe während meiner Amtszeit: Nach dem Saisonabbruch mussten wir einige Konzepte erarbeiten. Auch die Wiederaufnahme des Spielbetriebes war schwierig, und wir hatten einige Diskussionen auch mit den Spielern, zum Beispiel in Sachen Impfen und Testen. Bis auf einige wenige konnten wir aber alle Spieler wieder motivieren und zurück auf das Eis bringen.
Ihr Verdienst als Präsident es CdH Engiadina ist bestimmt auch, dass Sie Zernez und Scuol aufs Eishockey bezogen nähergebracht haben. Was sagen Sie dazu?
Eigentlich habe ich aus meinem Herzen eine Mördergrube gemacht (lacht). Auch als Politiker war ich absolut gegen Fusionen und Zusammenarbeiten. Ich denke aber, dass es wichtig ist, wenn alle Vereine im Engadin sich für den Nachwuchs einsetzen. Nur das bringt den Eishockeysport weiter. Auch ich musste einsehen, dass sich die Zeiten in den letzten 20 Jahren verändert haben. Es gibt sehr viele Sportangebote, und wir müssen im ganzen Engadin zusammenarbeiten, um unsere Sportart und unsere Sportler und Sportlerinnen zusammenzuhalten und zu fördern. Wenn wir heute die Eishalle in Scuol besuchen, sehen wir Kinder von Zernez bis Martina und die Trainer arbeiten mit allen Kindern. Auch an der Bande und auf der Wand hängen Sponsorenplakate aus Zernez. Das zeigt, dass der Zusammenhalt gut funktioniert.
Was sind die grössten Herausforderungen des CdH Engiadina?
In der Rekrutierung von Helferinnen und Helfern und natürlich in der finanziellen Situation sehe ich die grössten Herausforderungen. Wir haben heute einen vollamtlichen Profi-Trainer, den wir schlussendlich auch finanzieren müssen.
Die zweite Eishockey-Liga entwickelt sich ständig weiter. Die finanzielle Situation des CdH Engiadina ist sehr bescheiden, der Club muss mit dem eigenen Nachwuchs arbeiten und kann sich finanziell keine auswärtigen Spieler leisten. Wie lange kann sich der CdH Engiadina noch in der 2. Liga behaupten?
Wir spielen jedes Jahr im unteren Dritte der Tabelle mit. So lange wir uns sportlich und mit eigenen Mitteln in der 2. Liga halten können, ist das in Ordnung. Wir dürfen uns aber keine finanziellen Abenteuer leisten und auswärtige Spieler mit Geld rekrutieren. Wir spielen mit unseren Spielern und unserem Nachwuchs in der Liga, die wir mit sportlichen Leistungen erreichen.
Ligaerhalt ist auch in diesem Jahr das sportliche Ziel. Seit vergangener Woche befindet sich die erste Mannschaft des CdH Engiadina unter dem Strich. Wie stark steht der Trainer Benny Wunderer unter Druck?
Der Trainer hat überhaupt keinen Druck. Seine Hauptaufgabe ist, den Nachwuchs auszubilden und zu fördern. In diesem Bereich hat er viele Ideen und macht sehr gute Arbeit. Natürlich ist er sehr ambitioniert und möchte auch sportlich einiges erreichen. Aber er muss auch in der ersten Mannschaft mit den vorhandenen Spielern arbeiten, ohne Druck. Er ist verantwortlich, dass die Spieler mit Freude und Leidenschaft spielen, die Resultate stehen nicht im Vordergrund. Zudem ist die Mannschaft die soziale Heimat der jungen Spieler. Ich wünsche mir einfach, dass wir die Saison überhaupt fertig spielen können. Ein Saisonabbruch wie letztes Jahr darf sich nicht wiederholen.
Am Sonntag findet der Swiss Ice Hockey Day statt. Einige Spieler vom HC Davos werden in der Eishalle Gurlaina anwesend sein und die Kinder für den Eishockeysport motivieren. Wie wichtig sind solche Anlässe für die Nachwuchsförderung?
Sehr wichtig. Mit diesen Veranstaltungen holen wir viele Kinder in die Eishalle. Einzelne kommen dann auch wieder und lassen sich für den faszinierenden Sport begeistern. Sehr schön ist dabei auch, dass mit Fabian Ritzmann ein einheimischer Spieler, der beim HC Davos unter Vertrag steht, am Sonntag mit den Kindern spielt. Wir haben verschiedene einheimische Spielerinnen und Spieler, die den Weg in eine höhere Liga gefunden haben. Das zeigt eigentlich, dass der CdH Engiadina eine tolle Arbeit im Nachwuchsbereich leistet.
Interview: Nicolo Bass
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