Der am Mittwoch veröffentlichte 140 Seiten umfassende Bericht zum Pandemie-Management der Kantone vergleicht die sechs Aufgabenbereiche der kantonalen Corona-Politik: Testen und Kontaktverfolgung, Spitäler, Impfkampagnen, Härtefallhilfen, Volksschulen sowie die generelle Krisenvorsorge.

Allgemein wird festgestellt, dass die Vorsorgeplanung im Gesundheitsbereich und im Bevölkerungsschutz von den Kantonen inhaltlich zu wenig detailliert betrieben worden ist. Mitunter habe das Bewusstsein für kurzfristig notwendige Schritte zur Eindämmung der Pandemie gefehlt. Als Beispiele dazu seien etwa das Contact-Tracing im Sommer 2020, fehlende niederschwellige Testangebote im Herbst 2020 oder «wenig kreative Bemühungen» zur Erhöhung der Impfquote im Sommer 2021.

 

Contact-Tracing verbessern

Um die Pandemie unter Kontrolle zu halten, führt laut den Studienautoren in der Praxis kein Weg an umfangreichen Tests in Kombination mit Contact-Tracing (CT) vorbei. Am Beispiel von Basel-Stadt, Baselland, Zug und Graubünden habe sich gezeigt, dass mit einem hohen Einsatz bei dieser Aufgabe, das Infektionsgeschehen am besten unter Kontrolle gehalten werden konnte. Es brauche jetzt dringend ein bundesweites CT-System, so die Studie.

Eine vollkommene Überlastung des Schweizer Gesundheitswesens konnte wie die Studie festhält, bis dato knapp vermieden werden. Die Impfung der Bevölkerung sei «der wichtigste Hebel in der Pandemiebekämpfung».

Bei den Härtefallhilfen für betroffene Unternehmen seien bisher A-fonds-Beiträge die dominante Form der Unterstützung gewesen. Kritisiert wird, dass in vielen Kantonen die Unterstützung mit der Dauer der Betriebseinschränkungen, anstatt mit den wirtschaftlichen Einbussen verknüpft wurde. Lediglich Basel-Stadt, Graubünden, Solothurn, Waadt und Wallis hätten die Entschädigungen strikt nach wirtschaftlichen Kriterien berechnet.

 

Drei Vorzeigekantone

Am meisten Lorbeeren ernten Graubünden, Tessin und Zug. Zurecht hätten etwa die Bündner im Januar 2021 zu flächendeckenden Massentests gewechselt. Dass Graubünden der einzige Kanton geblieben sei, in dem die Betriebstestungen zu einem relevanten Faktor geworden seien, sei bedauerlich, stellt der Bericht fest.

Graubünden schneide aber auch in den meisten anderen untersuchten Bereichen überdurchschnittlich gut ab. Ältere und vulnerable Personen seien nur in wenigen anderen Kantonen schneller geimpft worden. Bei der Berechnung der Härtefallhilfe habe sich das Bündner Modell an den tatsächlichen wirtschaftlichen Einbussen orientiert. Gute Noten gibt es auch für die Krisenvorsorge und -organisation.

 

Risikogruppen im Fokus

Der von der Pandemie stark betroffene Kanton Tessin hat sich laut Avenir Suisse in zwei Bereichen der unmittelbaren Pandemiebekämpfung als Vorreiter behauptet. Besonders das Kapazitätsmanagement der Tessiner Spitäler wird als vorbildlich gewertet. Der Kanton dürfte auch davon profitiert haben, dass die Kapazitäten in den Spitälern im Verhältnis zur Bevölkerung bereits vor der Krise überdurchschnittlich grosszügig waren, stellt der Bericht fest.

In keinem anderen Kanton hätten die Risikogruppen von einem höheren Impftempo profitiert als im Südkanton. Durch die Nähe zu Italien habe es während der ersten Pandemiewelle im Tessin vermutlich weniger Anstrengungen gebraucht, um in der Verwaltung und der Bevölkerung ein gemeinsames Krisenbewusstsein zu schaffen.

Der Kanton Zug sticht für die Studienautoren positiv heraus, weil hier «in Abhängigkeit von den Fallzahlen beinahe am meisten getestet» wurde. Beim Testen und der Kontaktverfolgung sei mit Ausnahme der Betriebstests ein überzeugendes System geschaffen worden. Zug habe nämlich neben Graubünden als einziger Kanton in den Schulen zwei Mal pro Woche getestet.

Zudem habe der Kanton das leistungsfähigste Contact-Tracing und eine effektive Impfkampagne aufgezogen. Und kein Kanton habe in den ersten Monaten die älteste Bevölkerungsgruppe schneller geimpft. Der Kantonale Pandemieplan habe die Grundlage für eine handlungsfähige Krisenorganisation gelegt.

Autor: sda

Foto: Daniel Zaugg