69 Stimmberechtigte fanden am Mittwochabend den Weg in die Mehrzweckhalle S-chanf zur Gemeindeversammlung. Arthur Sandri legte ihnen in seiner Funktion als Mitglied der Geschäftsprüfungskommission (GPK) ans Herz, aus Sicht der Gemeindefinanzen doch bedacht in die Zukunft zu schreiten. Es sollte im Verlauf des Abends nicht die letzte, ähnlich formulierte Aussage bleiben.
Doch der Reihe nach: Einstimmig genehmigte der Souverän die Jahresrechnung 2022. Diese schloss bei einem Gesamtaufwand von knapp 10,8 und einem Gesamtertrag von gut 10,6 Millionen Franken mit einem Verlust von 170'880 Franken. Dies bei im Geschäftsjahr getätigten Nettoinvestitionen von 427'800 Franken und Abschreibungen in Höhe von 1,53 Millionen Franken.
Auf Empfehlung und Antrag der GPK genehmigte die Versammlung, ebenfalls einstimmig, eine Einlage von 300'000 Franken in die Vorfinanzierung zugunsten der anstehenden Erweiterung der Inertstoff- und Aushubmaterialdeponie Bos-chetta. Der gleiche Betrag wird laut Gemeindepräsident Riet Campell auch von der Betreiberorganisation, der Bos-chetta Plauna SA S-chanf, in den Reservefonds eingebracht.
PV-Anlage Murtér ist vom Tisch
An der Gemeindeversammlung vom letzten Februar wurde die Projektidee einer grossen Photovoltaikanlage am Murtér vorgestellt und sogleich mit 29 gegen 22 Stimmen und neun Enthaltungen versenkt. Daraufhin hat Cornel Widmer, er ist in S-chanf stimmberechtigt und Mitglied der GPK, ein Wiedererwägungsgesuch formuliert und der Gemeinde eingereicht (siehe EP/PL vom 22. April).
Mit seinem Gesuch wollte Widmer erreichen, dass eine projektbezogene, fundierte und mit allen relevanten technischen und finanziellen Grundlagen versehene Botschaft zu Handen der Gemeindeversammlung erarbeitet wird, auf deren Grundlage dann hätte diskutiert und abgestimmt werden können. Das Wiedererwägungsgesuch und auch seine detaillierten Ausführungen vor dem Souverän fruchteten letztlich nicht. In der schriftlich durchgeführten Abstimmung, bei der es ums Eintreten auf das Wiedererwägungsgesuch ging, unterstützen zwar 41 Stimmberechtigte das Anliegen Widmers und folgten damit auch der Empfehlung des Gemeindevorstandes. Weil aber gleichzeitig 28 Nein-Stimmen abgegeben wurden und damit die geforderte Zweidrittelmehrheit um fünf Stimmen verpasst wurde, scheiterte das Gesuch knapp. Dies ist gleichbedeutend mit dem Ende des PV-Projekts Murtér.
«Eine verpasste Chance»
Cornel Widmer, der bereits im Vorfeld der Abstimmung wiederholt betont hatte, das Projekt könne langfristig zur Sicherung der Gemeindefinanzen beitragen, er selber aber mit dem Wiedererwägungsgesuch zum PV-Projekt keinerlei Eigeninteressen verfolge, nahm das Resultat sportlich. Im Anschluss an die Versammlung sagte er gegenüber der EP/PL: «Man muss es positiv sehen. Heute haben immerhin doppelt so viele für eine erneute Prüfung des Anliegens gestimmt als noch bei der ersten Abstimmung im Februar.» Projekte in solchen Grössenordnungen bräuchten nun mal ihre Zeit und seien letztlich auch eine Frage der Bewusstseinsbildung. «Es ist Neuland und ein schwieriges Thema obendrein, ich verstehe, wenn dass in gewissen Kreisen Unsicherheit auslöst», so Widmer.
«Der Finanzhaushalt der Gemeinde dürfte mittelfristig unter Druck geraten. Spätestens dann werden Lösungen gefragt sein. Gut möglich», so Cornel Widmer weiter, «dass in ein paar Jahren solche Themen wieder auf den Tisch kommen». Das Resultat der zweiten Abstimmung hätte gezeigt, dass wenn das Projekt schon beim ersten Mal so präsentiert worden wäre wie am Mittwoch, dieses wohl keinen Schiffbruch erlitten hätte. «Nachträglich muss man sicher von einer verpassten Chance sprechen. Und für die Zukunft sollten wir daraus lernen, dass für solch komplexe Geschäfte zwingend eine bessere Vorbereitung erfolgen und eine fundiertere Botschaft vorliegen muss. Ansonsten dürfte man solche Geschäfte meiner Meinung nach nicht zur Abstimmung bringen», schloss Widmer.
Neues Wohnhaus, neuer Bauernhof
Einstimmig hat die Versammlung schliesslich dem Verkauf einer 429 m2 grossen Bauparzelle im Einheimischenquartier in Chapella an die seit 2015 in S-chanf wohnhafte Familie Kiser-Demarmels zugestimmt.
Mit drei Gegenstimmen und einer Enthaltung wurde nun auch der Baurechtsvertrag mit der Familie Schorta für den Bau eines landwirtschaftlichen Betriebs mit Stall, Remise und Zweifamilienhaus am Standort Stevel besiegelt. Die Gemeindeversammlung hatte schon im Februar einer entsprechenden Grundsatzfrage zugestimmt. Die betreffende Parzelle ist gut 5700 m2 gross, und sämtliche Erschliessungskosten der abgelegenen Parzelle gehen zu Lasten der Baurechtsnehmer.
Autor und Foto: Jon Duschletta
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