Taschen, Schuhe, Accessoires, Uhren, Daunenjacken, Abendkleider und vieles mehr: Wenn bei Gucci, Prada oder Moncler etwas über den Ladentisch geht, ist dies nicht nur exklusiv, sondern verlangt auch nach einem tiefen Griff ins Portemonnaie. Selbstredend sind die drei Luxusmarken auch in St. Moritz mit eigenen Filialen vertre­ten. Aber nicht nur das: Seit dem Winter 2021/22 sind sie auch in den Oberengadiner Skigebieten präsent. Nicht irgendwo in einem Gondeli auf einem Werbetäfelchen von 15 mal 20 Zentimetern, nein, wenn schon, denn schon. 

Wer mit der Sesselbahn Trais Fluors hochfährt, sieht jede Stütze von unten bis oben rot eingepackt mit der Werbung der Nobelmarke Prada. Wer sich in einer Gondel von Celerina nach Marguns hochfahren lässt, wird von der Werbung der Marke Moncler «umhüllt». Und wer per Bahn auf die Diavolezza will, steigt in der «Gucci-Talstation» in eine «Gucci-Kabine».

Nun, neu ist diese Art von Werbung nicht, bestätigen Markus Moser und Markus Meili, die beiden Bergbah­nen-Chefs im Oberengadin auf Anfrage. Zum Beispiel in Frankreich oder den USA und Kanada ist das schon seit Jahren weit verbreitet. Aber auch in der Schweiz werden grossflächige Werbungen auf der Bahneninfra­struktur verkauft, Laax ist ein Beispiel, Davos oder Crans-Montana zwei weitere. 

Und wer kennt nicht die RhB-Lokomotive, die für den Eishockeyclub Davos wirbt. 

Luxus und St. Moritz
Luxus und St. Moritz sind seit vielen Jahrzehnten so eng miteinander verbunden wie Sonne und Wärme. Da erstaunt es nicht, dass die genannten Firmen, und gemäss Moser und Meili viele andere auch, den Bergbahnen, salopp formuliert, mit Werbeanfragen die Bude einrennen. «Wohl auch aufgrund des Namens St. Moritz erhalten wir generell sehr viele Anfragen. Aktiv auf die Suche gehen wir nicht», betonen beide. Dabei wähle man bewusst Markenpartner aus, welche zu den Bergbahnen passen würden und auch zum Image von St. Moritz. 

Bleibt die Frage, ob angesichts der vielen, noch leeren Flächen auf anderen Stationen, Stützen und Bahnen versucht wird, weitere Partner zu finden? Auch da haben Moser und Meili eine Antwort parat: «Der einzelne Baum auf einer Lichtung ist visibler und somit wertvoller als im dichten Wald.» Auf die Frage, wie viel Geld die Prada-Stützen, die Moncler Gondeli und die Gucci-Talstation in die Kassen der Bergbahnen spült, gibt es keine Antwort. «Geschäftsbeziehun­gen der Bergbah­nen gehören nicht in die EP», heisst es lediglich. Nachvollziehbar. 

«Gutschi» heisst Sofa
Wenn Sie übrigens die Gucci-Kabinenbahn visuell mit der «Guccci Horsebit Chain Schultertasche» vergleichen, ist eine gewisse Ähnlichkeit nicht abzustreiten. Ist mir beim Rumsurfen auf dem Onlineshop aufge­fallen. Und ganz zum Schluss noch ein Wort zum Titel (für alle die, die des Bündnerdeutsch nicht mächtig sind): Gucci tönt genau gleich wie Gutschi, und Letzteres bedeutet im Bündnerdialekt Sofa. «Im Sofa auf die Diavolezza»: Wenn das kein Versprechen ist ... 

Autor und Foto: Reto Stifel