Beschönigt wird in der Medienmitteilung der Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin (SGO) nichts: Die finanzielle Lage des Spitals Oberenga­din ist ernst. «Ohne Zwischenfinanzierung können Kredite nicht mehr bedient werden. Die Liquidität würde zum Problem, und die Fortfüh­rung der Unternehmenstätigkeit wäre ernsthaft gefährdet», heisst es. Der Verwaltungsrat und der Stiftungsrat der SGO müssen handeln – und das rasch. Anlässlich einer ausserordentlichen Stiftungsratssitzung vor einer Woche wurde eine Botschaft für einen Nachtragskredit zuhanden der elf Trägergemeinden verabschiedet. Bis Juni muss in den einzelnen Gemeinden über eine Finanzspritze von total fünf Millionen Franken für das Spital entschieden werden. Wobei: Zu entscheiden wird es nicht viel geben. 

Ohne zusätzliches Geld müsste der Betrieb eingestellt werden. In der aktuell gültigen Leistungsvereinbarung beläuft sich der Gemeindebeitrag auf 2,75 Mio. Franken, mit diesem Beitrag haben die Gemeinden auch für das laufende Jahr budgetiert. Die Verantwort­lichen begründen die angespannte finanzielle Situation mit stark steigenden Kosten bei leicht sinkenden Erträgen. Eine Situation, mit der viele Schweizer Spitäler zu kämpfen hätten. Die Inflation, steigende Energiepreise und der Fachkräftemangel auf breiter Front hätten zu signifikant höheren Kosten geführt. 

Zudem klaffe eine Lücke zwischen dem breiten Leistungsangebot und den nicht kostendeckenden, seit längerer Zeit stagnierenden Tarifen. Diese setzen fest, wie viel ein Spital für einen operativen Eingriff erhält, bestimmen also die Einnahmen. Doch nicht nur die Gegenwart sieht düster aus, auch die kommenden Jahren werden schwierig bleiben, das Spital kämpft mit einem strukturellen Defizit. Nun hat die Spitalführung reagiert. Das künftige Leistungsangebot wird überprüft, ebenso wie die Eignerstrategie. Mögliche Kooperationen – insbesondere mit dem Kantonsspital Graubünden – werden evaluiert. Mehr Hintergründe zu diesem Thema gibt es in der EP/PL vom 20. Februar. 

Autor und Foto: Reto Stifel