Kürzlich musste ich ein neues Auto kaufen. Laut dieser Zeitung kann die chemische Zusammensetzung des Streusalzes ein Auto dahinraffen – unser Unterboden war der beste Beweis. Komplett durchgerostet. Bei der nächsten Fahrt wäre ich buchstäblich auf der Strasse gesessen.

Nun habe ich also einen neuen fahrbaren Untersatz – und die Technologie hat sich rasant weiterentwickelt. Das Innenleben des Wagens kann es locker mit dem Cockpit einer Starship-Rakete von Elon Musk aufnehmen.

Ist das ein Vorteil? Bedingt. Ich werde das Gefühl nicht los, dass das Instrumentendisplay und der Bordcomputer ihr teures Dasein rechtfertigen müssen, indem sie mich pausenlos mit Meldungen bombardieren:

«Aktiver Spurhalte-Assistent ohne Funktion.»

Eine Minute später: «Aktiver Brems-Assistent: Funktionsumfang eingeschränkt, s. Betriebsanleitung.»

Und während ich mich wundere, dass ich überhaupt noch fahre, erscheint die nächste Warnung: «Totwinkel-Assistent ausser Funktion.»

Totwinkel-Assistent! Krass. Ich halte sofort an und bin zuerst einfach nur dankbar, dass ich, hätte ich die Hilfe all meiner Assistenten nicht, nicht längst im Strassengraben liege. Im zweiten Moment ärgere ich mich: Wo seid ihr denn, all ihr Spurhalter, Bremser und Totwinkler, wenn ich euch schon teuer bezahle?

Nach Konsultation der 500-seitigen Betriebsanleitung (kein Witz) beruhige ich mich. Das Auto fährt auch ohne Assistenten. Vielleicht hilft eine Fahrt durch die Waschanlage, damit die Sensoren wieder den Durchblick haben. Oder ich befolge das Kapitel «Wartung und Pflege», Reinigung der Sensoren. Seite 332 im Betriebshandbuch. 

Zugegeben, dieses neumodische Zeug bereitet mir manchmal etwas Mühe. Auch wenn ich weiss, dass viele dieser Gadgets punkto Sicherheit durchaus sinnvoll sind. Nur – warum hat mich das «Pre-Safe-System» kürzlich nicht davon abgehalten, beim Rausfahren aus einem Parkplatz eine «Abkürzung» zu nehmen und über ein zehn Zentimeter hohes Mäuerchen zu fahren?

Waren die Assistenten gerade beim Kaffee? Nein, keine Ausreden: selber schuld.

Autor: Reto Stifel

r.stifel@engadinerpost.ch