«Sie zog die Notbremse – fürs Wohl von Patienten und Personal«, schreibt der «Beobachter» zur Nominierung von Ladina Christoffel als Preisträgerin des Prix Courage 2025. Ladina Christoffel habe ihren Job als Chefärztin geopfert, weil sie die problematischen Arbeitsbedingungen am Spital Oberengadin nicht länger mitverantworten konnte. Am 22. Juni 2023 druckte die «Engadiner Post» ihren offenen Brief ab, in dem sie darüber informierte, dass sie als Chefärztin der Frauenklinik am Spital Oberengadin per sofort freigestellt worden sei. Dies, weil sie, so die Spitalleitung, mit ihrer «kritischen Haltung» im Betrieb für «erhebliche Unruhe» gesorgt habe. Gekündigt hatte Christoffel im Mai desselben Jahres von sich aus. Der offene Brief machte einen Konflikt öffentlich, der intern schon lange gärte. Laut Ladina Christoffel hatten am Spital Oberengadin fehlende personelle Ressourcen zu massiven Verstössen gegen das Arbeitsgesetz geführt.
Mit zwei anderen Kaderärztinnen gründete sie die Interessengemeinschaft IG Pro Medico Plus und informierte den kantonalen Arbeitsinspektor. In zwei Berichten des Bündner Arbeitsinspektorats, die der «Beobachter» diesen Februar publizierte, sind über 3000 Verstösse gegen das Arbeitsgesetz dokumentiert, zu denen es im Spital zwischen 2022 und 2024 gekommen ist.
Am Spital Oberengadin wurden inzwischen zusätzliche Stellen gesprochen, eine Personalkommission sowie eine externe Meldestelle geschaffen, und der Kanton pocht auf eine bessere Einhaltung des Arbeitsgesetzes. Ladina Christoffel engagiert sich weiter in der Kerngruppe der IG Pro Medico Plus, der inzwischen rund 170 Berufsleute aus der Region angehören. Seit Januar 2024 betreibt sie in Samedan die «Chesa Sana», eine Praxis für Frauengesundheit. Die meisten der neun Mitarbeiterinnen und viele Patientinnen sind ihr aus dem Spital gefolgt. Die Preisverleihung zum «Beobachter Prix Courage 2025» findet am 13. November im Papiersaal Zürich statt. (ep)



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