Die Exkursion in die Kulturlandschaft um Guarda am Freitagnachmittag bot eine ideale Einstimmung auf das Hasen-Symposium. Die Teilnehmenden hatten Gelegenheit, in verschiedenen Höhenlagen die vielfältigen Lebensräume von Feld- und Schneehasen kennenzulernen. Auch Hasenhybride – Mischlinge von Feld- und Schneehasen – kommen hier vor.
Viel Wissen rund um den Hasen
Das eigentliche Symposium fand Mitte August am Samstag im Auditorium des Schweizerischen Nationalparks in Zernez statt. Im ersten Vortrag führte Klaus Hackländer auf unterhaltsame Weise in die faszinierende Biologie der Hasenartigen ein. Er zeigte auf, wie sich Hasen in vielerlei Bereichen an ihre herausfordernden Lebensbedingungen angepasst haben. Claude Fischer stellte anschliessend die in der Schweiz vorkommenden Hasen und Wildkaninchen vor und ging auf die Situation des Feldhasen im Schweizer Mittelland ein. Er zeigte eindrücklich die grosse Bedeutung von Biodiversitätsförderflächen, mehrjährigen Dauerwiesen und Feldgehölzen als Hasenlebensräume auf.
Darius Weber berichtete über das Projekt «Hopp Hase», in dem er handfeste Lebensraum-Verbesserungsmassnahmen für Feldhasen in der Kulturlandschaft des Mittellands erforschte und umsetzte. Diese zeigten sofortige Wirkung und führten rasch zu markant zunehmenden Hasenbeständen. Nach ersten Erfolgen fiel die finanzielle Unterstützung dieser Massnahmen jedoch den jüngsten Sparmassnahmen des Bundes zum Opfer. Lukas Walser vom Amt für Jagd und Fischerei Graubünden führte am Beispiel der Hasen aus, wie im Kanton Graubünden der Schutz und die nachhaltige Nutzung von Wildtieren einhergehen. Dies ganz im Sinne der IUCN, der internationalen Naturschutzunion. Mirjam Pewsner vom Institut für Fisch- und Wildtiergesundheit der Universität Bern stellte fest, dass die Gesundheit von Tier, Mensch und der gesamten Umwelt eng miteinander verknüpft ist.
Immer mehr Hybride
Das aktuelle Wissen über die Gesundheit der bei uns lebenden Hasenartigen ist jedoch noch sehr lückenhaft, insbesondere vom Schneehasen. Stephanie Schai-Braun führte in ihre umfangreichen Untersuchungen zur Bedeutung der Hybridisierung von Feld- und Schneehasen ein. Wie bei einigen anderen einheimischen Wildtieren hat sich auch das Vorkommen von Feld- und Schneehasen bei uns in den letzten Jahrzehnten in die Höhe verschoben. Dabei kommt der Feldhase schneller voran und breitet sich verstärkt in den Lebensräumen des Schneehasen aus. Anhand von Kotproben kann die Hybridisierung zwischen Feld- und Schneehase gut untersucht werden. Tatsächlich finden sich in einigen Gebieten bereits heute zahlreiche dieser Mischlinge, welche in der Regel aus einer Paarung zwischen Schneehäsin und Feldhasenmännchen hervorgehen. Die meisten Hybridisierungen haben allerdings schon vor mehreren Jahrzehnten stattgefunden. Weitere Untersuchungen zu diesem Phänomen können wertvolle Einblicke in die zukünftige Entwicklung der beiden Hasenarten und deren Hybride geben. Abschliessend präsentierte Kurt Bollmann seine Forschungsarbeiten zum Schneehasen im Klimawandel. Anhand von Modellen muss angenommen werden, dass sich der Lebensraum der Schneehasen in den Alpen in den nächsten Jahrzehnten deutlich reduzieren wird, insbesondere in den Randbereichen der Nord- und Südalpen. Mit einer systematischen Langzeitstudie im Schweizerischen Nationalpark soll die Entwicklung des Schneehasen im Klimawandel nun genauer untersucht und dokumentiert werden.
Autor: Hans Lozza, Schweizerischer Nationalpark





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