Nach der gescheiterten Abstimmung zur Integration des Spitals Oberenga­din in das Kantonsspital Graubünden war klar: Die alte Leistungsvereinbarung läuft Ende Jahr aus, ohne Erneuerung droht dem Spital die Zahlungsunfähigkeit und im schlimmsten Fall der Konkurs. Damals wurde im Szenario «Status quo+» – das jetzt eingetreten ist – in den Worst-Case-Berechnun­gen mit einem von den Gemeinden zu tragenden Betriebsdefizit von 9,5 Millionen Franken für das kommende und 11,2 Millionen für das Jahr 2027 gerechnet.

Doch die Realität, die den Behördenvertretern und den Medien am Montagabend präsentiert worden ist, übertrifft dieses Worst-Case-Szenario: Die von den Gemeinden zu tragenden Defizite aus dem Betrieb werden mit 15 respektive 16 Millionen Franken veran­schlagt, dies inklusive Reserven von 25 Prozent. Zusätzlich verlangt der Kanton Graubünden im kommenden Jahr die Rückzahlung eines Darlehens von 7,8 Millionen Franken, und die Graubündner Kantonalbank will, dass ihr Darlehen von insgesamt 31,7 Millionen ab dem Jahr 2027 in jährlichen Raten von zwei Millionen amortisiert wird. Damit nicht genug: In den kommenden beiden Jahren stehen Ersatz- und Unterhaltsinvestitionen von je fünf Millionen Franken an – zum Beispiel, um die Erdbebensicherheit zu gewährleisten. Summa summarum benötigt das Spital bis Ende 2027 50,8 Millionen Franken. Wer bezahlt? Die Gemeinden als Träger des Spitals. Das letzte Wort aber haben die Stimmberech­tigten – entweder an der Gemeindeversammlung vom 4. November oder an der Urnenabstimmung vom 14. Dezember. Stimmt nur eine Gemeinde gegen die neue Leistungsvereinbarung, kommt es für die SGO knüppeldick: Dann muss bei der Aufsichtsbehörde Nachlassstundung beantragt werden, im schlimmsten Fall droht der Konkurs. Der Bericht zur Infoveranstaltung, Interviews mit Selina Nicolay und Rolf Gilgen sowie Statements der Gemeindepräsidenten gibt es in der Ausgabe vom 25. September.

Autor und Foto: Reto Stifel