Die Südbündner Wirtschaft ist auf Grenzgänger angewiesen. Ohne sie könnten viele Betriebe schliessen. Die EP/PL setzt in dieser Ausgabe einen Schwerpunkt zu diesem Thema.
Vor rund einem Monat hat der Handels- und Gewerbeverein St. Moritz zu einem Anlass zum Thema Grenzgänger eingeladen. Das Ciné Scala war bis auf den letzten Platz besetzt, was zeigt, dass das Thema hochaktuell ist. Kein Wunder: Fast ein Drittel aller Beschäftigten sind Grenzgängerinnen und Grenzgänger. Menschen, vorwiegend aus der italienischen Provinz Sondrio, die praktisch jeden Tag von ihrem Wohnort ins Engadin zur Arbeit und am Abend wieder nach Hause fahren. Hotellerie, Gastronomie, Baubranche oder Bergbahnen: Alle sind sie auf Arbeitskräfte aus dem nahen Ausland angewiesen.
Der Bündner Gewerbeverband hat bei der diesjährigen Mitgliederumfrage einen Fokus auf das Thema Grenzgänger gesetzt. 301 Betriebe haben daran teilgenommen. Das Fazit der Umfrage: Für ein Drittel der Betriebe sind Grenzgängerinnen und Grenzgänger heute wichtiger als noch vor zehn Jahren. Ein Drittel der Betriebe ist sogar auf Grenzgänger angewiesen, um Personalengpässe zu decken. Teilweise gibt es bereits Rekrutierungsprobleme. Laut den Rückmeldungen erschweren die aktuelle wirtschaftliche Lage und steuerliche Hürden bei rund der Hälfte der Betriebe die Anstellung im Vergleich zu vor dem Doppelbesteuerungsabkommen. «Vonseiten der Wirtschaftsverbände kann man sagen, dass ein Risiko für einen Rückgang der Grenzgänger besteht», sagt Maurus Blumenthal, Direktor des Bündner Gewerbeverbands. Gleichzeitig habe die Bedeutung der Grenzgänger wegen des Fachkräftemangels massiv zugenommen. «Die Regierung des Kantons Graubünden ist gefordert», so Blumenthal.
Die Frage, die sich vor allem seit dem Inkrafttreten des neuen Grenzgängerabkommens stellt, ist die, wie lange Italienerinnen und Italiener noch bereit sind, jeden Tag in die Schweiz zur Arbeit zu fahren. Denn Italien möchte, dass die Leute im eigenen Land arbeiten und dort Stellen besetzen, die sonst vakant bleiben. Mit dem neuen Abkommen, das seit zwei Jahren umgesetzt wird, soll vor allem das Arbeiten in der Schweiz über die Steuern weniger attraktiv werden.
Jon Duri Pult, diplomierter Treuhandexperte bei der RBT AG, hat an besagter Veranstaltung ein Berechnungsbeispiel anhand einer fiktiven Rezeptionsmitarbeiterin gemacht. Diese würde bei einem Nettolohn von gut 47 000 Franken bei der neuen Besteuerung rund 7800 Franken jährlich weniger verdienen.
Was aber hat sich mit dem neuen bilateralen Abkommen zwischen der Schweiz und Italien verändert? Was sagen Grenzgänger, was Südbündner Unternehmen und was ein HR-Chef einer grossen Firma? Und was prognostizieren die Zahlen für die Zukunft? Die EP/PL widmet diese Ausgabe dem Thema Grenzgänger. Die verschiedenen Artikel lesen Sie in der Ausgabe vom Donnerstag, 18. Dezember.
Autoren: Fadrina Hofmann, Reto Stifel
Foto: www.shutterstock.com/esfera
Autoren: Fadrina Hofmann, Reto Stifel
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