Grosse Hunde für eine grosse Herde

Amélie ist gerade drei Jahre alt geworden. Flora ist auch drei. Amélie besucht die Flora im Stall. Dort liegt sie in ihrer Holzkiste, der «Wurfbox». So nennt man den Ort, an den Hündinnen gehen, wenn sie ihre Welpen zur Welt bringen. Flora hat die Box erst nicht gefunden, erzählt Amélies Vater Tim. Da hat er die Hündin zur Box gebracht. Den Rest schaffte sie allein.

Insgesamt sieben Welpen hat Flora am 6. Oktober geboren. Vier sind männlich, also Rüden, drei sind weiblich. In den ersten Wochen haben die Welpen ihre Augen noch geschlossen. Amélie hebt vorsichtig einen der kleinen Hunde hoch und streichelt ihn ein bisschen. Dann legt sie ihn zurück, damit er bei Flora trinken kann.

Tim ruft Amélie zum Wagen. Zusammen mit Amélies Mutter Elisa fahren sie 12 Kilometer hinauf zur Voralp Urse. Dort weidet die Schafherde von Tim. Auch einige Tiere, die anderen Landwirten gehören, sind darunter. Plötzlich kommen aus der Herde drei grosse weisse Hunde gelaufen. Als sie Tim, Amélie und Elisa sehen, wedeln sie freudig mit dem Schwanz. Es sind Cello, Öri und Alfa. Die drei sind Schutzhunde für die Schafherde. Sie passen auf die Schafe auf, damit diese nicht von Wölfen angegriffen werden.

Hier in der Val Poschiavo hat es inzwischen auch ein Wolfsrudel. Es heisst «Rügiul». Cello, Öri und Alfa bilden gemeinsam ebenfalls ein Rudel – eben mit den Schafen. Im Sommer gehörte auch Flora dazu. Zu viert haben sie die Herde bewacht.

Die Hunde auf dieser Voralp gehören alle zur Rasse der Pyrenäenhunde. Diese Rasse züchtet Amélies Vater, weil sie gute Schutzhunde sind. Sie müssen viel lernen. Zum Beispiel, dass sie Menschen nur anbellen dürfen, aber keinesfalls beissen. Und sie müssen lernen, dass sie immer bei der Herde bleiben.

Wenn die Hunde zwei Jahre alt sind, werden sie geprüft. Es wird geschaut, ob sie sich richtig verhalten. Anfangs November kommt Cello in diese Prüfung. Tim ist sich recht sicher, dass Cello es schaffen wird. Denn er hat sich viel von dem erfahrenen Öri abgeschaut. Öri ist bereits neun Jahre alt und der Nonno vom Rudel.

Amélie hat die grossen Hunde jetzt genug gestreichelt. Sie sucht ihr Lieblingsschaf «Pinkie». Es trägt eine farbige «9» auf dem Rücken und eine Schelle um den Hals. Pinkie gehörte gewissermassen auch zum Ausbildungsteam für die Schutzhunde. Denn diese wachsen von Anfang an gemeinsam auf: Lämmer und Welpen. Bald wird Amélies Vater 5 Lämmer aussuchen und sie in den Stall gleich neben Floras Wurfbox bringen. Die Box werden die Welpen schon bald verlassen. Sie werden den Geruch der Schafe aufnehmen und deshalb gut lernen, wen sie später einmal bewachen werden.
Wisst ihr, wie die 7 Welpen heissen? Eine jedenfalls ist «Django». So haben ihn die Leser und Leserinnen der Engadiner Post genannt. Mal schauen, was aus ihm später einmal wird und auf welcher Alp er dann Schafe schützt.