17.08.2023

Der hlg. Mauritius verkündet

Einmal mehr, du Volk von St. Moritz, darf vom schiefen Turme ins Tal geschrien werden, womit sich mein Gemeindevorstand im Monat Juni unter anderem zu befassen hatte.

Geschäfte und Baugesuche im Juni

In der Berichtsperiode hat der Gemeindevorstand gesamthaft 36 traktandierte Geschäfte behandelt. Unter dem Traktandum Baugesuche wurden 30 Gesuche wie beantragt genehmigt. Rein ästhetische Urteile werden wie immer der Nachwelt überlassen.

Wir verkaufen nix

Mein Vorstand hat entschieden, eine sich im Eigentum der Gemeinde befindliche Wohnliegenschaft nicht zu veräussern. Dies, weil es das Ansinnen meines Vorstandes ist, lieber mehr als weniger Wohnraum zu besitzen. Das hat er auch in seinem Legislaturziel unter dem Stichwort «Liegenschafspolitik für Jung und Alt» so festgehalten. Um dieses Ziel nicht selbst zu hintertreiben, sollen also derzeit keine Liegenschaften veräussert werden. Viel lieber würde mein Vorstand zusätzliche erwerben, aber damit ist er in unseren Breiten ja nicht gerade allein. Den Anlass für diesen Grundsatzentscheid bot die bereits einige Jahre zurückliegende Frage, ob das Einfamilienhaus «Wegerhaus» an der Via Somplaz 32 verkauft werden soll. Die heute dort wohnhafte Person ist zwar etwas jünger als das Haus selbst (Baujahr 1921), aber bereits seit ihrer Kindheit mit den Gemäuern verbunden.

Ein Brief zur Vergabepraxis von kleinen Aufträgen

Marius Hauenstein hat meinen Vorstand schriftlich aufgefordert, diverse an Firmen erteilte Aufträge rückgängig zu machen oder zu kündigen. Dies, weil beispielsweise Architekturbüros aus Chur oder Davos oder «auswärtige Unternehmen» beschäftigt werden. Erst wenn nachweislich keine Kapazitäten in St. Moritz vorhanden seien und alle ortsansässigen Planerinnen und Planer abgesagt hätten, sollen Aufträge an Firmen ausserhalb der Gemeinde erteilt werden (und dann möglichst im Tal). Der Brief ging auch an den Gemeinderat sowie die GPK. Mein Vorstand hat nun eine Überprüfung der im Schreiben genannten Aufträge angeordnet. Danach will er sich erst mit der GPK austauschen und den Brief beantworten. Mein Vorstand hält aber fest, dass das Beschaffungswesen im Sinne des freien Wettbewerbs gesetzlich geregelt ist und dass nur in so genannten «freihändigen Verfahren» – der Name deutet es unweigerlich an – frei vergeben werden kann. Diese jeweils kleinen Auftragsvolumen zusätzlich mit einschränkenden Kriterien zu belasten, scheint vorderhand wenig hilfreich. Entsprechend spricht sich mein Vorstand gegen das Ansinnen aus.

Zusätzliche Unterstützung für Diamond Events

Mit «Diamond Events» sind zwölf Veranstaltungen mit grosser touristischer Strahlkraft im In- und Ausland gemeint. Dazu gehören etwa der Engadin Skimarathon, das eine oder andere Schlittenrennen, Zeug mit Pferden oder Automobilen auf gefrorenem Wasser, Origen und Festival da Jazz oder etwa NOMAD. Also Events, über die man selbst im Unterland gelegentlich mit einer gewissen Ehrfurcht in der Stimme spricht und von denen man in bunten Zeitschriften liest. Die Gemeinde St. Moritz unterstützt diese Kategorie von

Veranstaltungen finanziell via Eventbudget mit total 180'000 Franken – und ideell sowie logistisch, wo immer sie kann. Nun haben die Gemeinden Zuoz, Madulain und S-chanf in einem Anfall von leichtem Geiz ihre jeweiligen Beiträge an den Topf der Diamond Events gestrichen. Um die Wichtigkeit dieser Veranstaltungen zu unterstreichen, hat mein Vorstand beschlossen, den dadurch entstandenen Fehlbetrag von 50'000 Franken zu übernehmen. Auf diese Weise soll deren Durchführung gesichert bleiben.

Jetzt wird auf dem Platz geploppt

Unter «Pop-up» versteht man in der Regel irgendeine Form von temporärem Betrieb – wörtlich ploppt (im Deutschen glücklicherweise mit L) etwas auf, wie beispielsweise diese Köpfe, auf denen man an Jahrmarktständen mit dem Hammer draufhaut, um ein Plüschtier zu gewinnen. Auch im Gesamtverkehrskonzept meiner Gemeinde ploppts etwas. Neben flächendeckendem Tempo 30 in Quartieren, stechen drei Pop-up-Massnahmen hervor. Nämlich an der Plazza Rosatsch, der Plazza dal Mulin und im Fall von Veloabstellplätzen. Im Fall der beiden Plazzas ist mein Vorstand mit Unterstützung externer Expertinnen nun einen Schritt weiter. Im Fall der Plazza dal Mulin ist eine erste Testphase für etwas mehr Belebung bereits dieses Jahr möglich. Parkierte Autos haben die Ehre, Gastronomieangeboten Platz zu machen. Kommendes Jahr zieht dann wohl auch die Signaletik nach. Die Plazza Rosatsch muss noch etwas auf mehr Leben warten, hier sind zusätzliche Abklärungen nötig, daher wird es erst 2024 so weit sein.

Eissporthalle Islas: machbar

Vor lauter Sommer darf nicht vergessen werden, dass bald wieder der erste Schnee herniederrieselt. Am 27. März 2023 hat mein Vorstand den Schneeball ins Rollen gebracht, um am Standort Islas eine kommunale Eishalle zu bauen. Gleichzeitig möchte er eine Wertstoffhalle dort unterbringen und bat seinen Ortsplaner, die Potenziale der verschiedenen Gemeindeareale zu prüfen. Nun liegen erste Machbarkeitsstudien vor – und sie werden ihrem Namen gerecht, denn eine solche Umsetzung erscheint realistisch. Jetzt gehts an den nächsten Schritt, einen Masterplan, der alles eine Stufe detaillierter betrachtet. Mein Vorstand hat von alledem Kenntnis genommen und stimmt dem weiteren Vorgehen zu. Demnach wird er über das angestrebte Verfahren entscheiden, wenn weitere planerische Erkenntnisse vorliegen. Die Eissporthalle liegt also keineswegs auf Eis, sie spürt im Gegenteil den Frühling (der derzeit ja noch weiter weg ist).

Kein Bussenwunder, aber Verbesserungen

Nehmen wir an, liebe Leserin, lieber Leser, Sie rauchen (vielleicht versehentlich) irgendwo auf einer Parkbank eine illegale Substanz, deren Konsum mit einer Ordnungsbusse geahndet werden kann. Nun kommt ein Polizist daher und erwischt Sie. Die Frage, was nun geschieht, hängt im Wesentlichen davon ab, welche Farbe die Uniform hat. Denn handelt es sich um einen Gemeindepolizisten, kann er Ihnen keine Busse ausstellen. Eine Kantonspolizistin hingegen darf zum Stift greifen. Der Grund dafür liegt in der gesetzlich geregelten Kompetenzordnung. Meine Gemeindepolizei kann nämlich nur für einen gewissen Teil von Delikten Bussen verteilen. Ausserdem kann sie nicht auf schweizweite Fahndungssysteme zugreifen. Diese und andere Punkte hat meine Gemeinde mit dem zuständigen Regierungsrat vergangenes Jahr diskutiert. Der Regierungsrat kommt nun den Anliegen der Gemeindepolizei teilweise entgegen – auch wenn er einigen Punkten gewohnt stur bleibt.

Meine Gemeindepolizei wird künftig teilweise erweiterte Kompetenzen bei den Ordnungsbussen erhalten und kann über die Einsatzleitzentrale der Kapo Halterabfragen zu Fahrzeugen tätigen. Immerhin. Ausserdem nimmt mein Vorstand zur Kenntnis, dass sich die Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde- und der Kantonspolizei verbessert hat. Das sind doch erfreuliche Nachrichten.

Buch geführt über die Geschichte des Skisports

Ein neues Buch beleuchtet die glorreiche Vergangenheit des Schweizer Skiports. «Le ski en Suisse, une histoire», soll es heissen und im Verlag Editions Château & Attinger erscheinen. Natürlich kommt darin St. Moritz recht prominent vor. Deswegen fiel es dem Verlag ein, die Gemeinde um einen Unterstützungsbeitrag zu bitten (denn Bücher sind in der Schweiz selten ein gutes Geschäft). Tatsächlich hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten in der Schweiz kein Buch mit dem Skisport beschäftigt, und das vorliegende Werk erschliesst Quellen, die bisher nicht oder kaum beachtet worden waren. Mein Vorstand hat nun einen finanziellen Beitrag von 12'500 Franken gesprochen und wird dafür natürlich einen Stapel Bücher erhalten.

mauritius@stmoritz.ch

Und zum Schluss noch dies: Falls Sie als Untertanin oder anderweitig interessiertes Individuum ein Anliegen haben, können Sie sich übrigens direkt an mich wenden: Der hlg. Mauritius, c/o Kanzlei der Gemeinde St. Moritz, 7500 St. Moritz. Oder per E-Mail an: mauritius@stmoritz.ch