17.03.2024 Bibi Vaplan 2 min
Foto: z. Vfg

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«Die Liebe ist kompliziert und schmerzt, deshalb gibt es ja auch so viele Lieder darüber», Ladina schaut mich an und zuckt mit den Schultern. 

Ihre Aussage erinnert mich daran, dass ich in meinem 2017 erschienen Song «Milli bels gottins» singe: «Ich höre auf, Liebeslieder zu singen». Wie gesungen, habe ich das die letzten sieben Jahre nicht mehr getan und habe seitdem auch kein Liebeslied mehr geschrieben. Es ist mir nicht einmal schwergefallen. Ich hatte es satt, mich ständig zu wiederholen: Von Abhängigkeiten, von Warten, von Schmerz. Stattdessen habe ich angefangen, von der Freiheit zu träumen und bin in einem hochexplosiven Popcorn-Feld gelandet. 

Trotz allem muss ich gestehen: Auch, wenn ich nicht mehr darüber singe, heisst es nicht, dass ich nicht ab und zu über die Liebe nachdenke. Es wird nämlich viel im Namen der Liebe getan. Die Liebe wird in hohen Tönen gelobt, und trotzdem soll sie so schmerzen, sagt man. Und sowieso – ist die Liebe doch immer das, was fehlt und wenn sie mal da ist, kann sie es niemandem recht machen, und überhaupt weiss man nie, ist das jetzt Liebe, Leid oder nur eine Projektion? 

Für mich gibt es nur einen Moment, in dem ich es wage, dieses Wort zu verwenden: Wenn ich an eine besondere Person denke und mein Herz sich in alle Richtungen langsam ausweitet … immer weiter und weiter. Ich muss mich dann am Tischrand festhalten, weil mich eine zärtliche Angst übermannt, dass der Platz in meiner Brust nicht mehr ausreichen könnte und mein Herz darin tatsächlich bald explodiert! 

 
 

Bibi Vaplan

Bibi Vaplan (geboren 1979) ist im Engadin aufgewachsen. Das Klavierstudium an der Zürcher Hochschule der Künste schloss sie 2005 mit dem Lehrdiplom ab. Schon während des Studiums komponierte sie für Filme und Theater (u.a. für Vitus). Stilistische Grenzen waren schon immer ein willkommener Grund, über den Zaun zu schauen. Bibi Vaplans Konzerte und ihre mediale Präsenz, zum Beispiel im «Kulturplatz», bei «Glanz und Gloria» oder auf dem Traktor unterwegs für «Jeder Rappen zählt!» machten die Engadiner Künstlerin schweizweit bekannt. Ihr neuestes Projekt, die «Popcorn-Opera» startete am 6. November 2020.