Schimpfen Sie mich ruhig engstirnig, altbacken, ja sogar uncool, wenn Sie lieber wollen. Aber Achtung, ich bin zunehmend reizbar, wenn es um den Gebrauch sogenannter neudeutscher Ausdrücke geht. Kein Satz in einem Zwiegespräch, kein Textabschnitt, keine Sekunde Werbefilm ohne Anglizismen, ohne diese doofen, weil überflüssigen englischen Wörter. Und das Schlimmste daran ist: es ist heute normal, wir – ich eingeschlossen – merken es gar nicht mehr, wollen es nicht merken. Und Covid-19 hat alles erst recht noch viel schlimmer gemacht. Dabei wäre es doch so einfach: Es gab da mal die Ausgangssperre, Betriebe wurden stillgelegt oder geschlossen, die Menschen arbeiteten zu Hause, und auch die Schule fand dort statt, immer noch sollten wir Abstand zueinander halten, nicht sozialen, aber körperlichen, zu Hause bleiben und Kontakte vermeiden. Aber nein, da wird gelockdowned und geshutdowned, was das Zeug hält, gehomeworked und ge-schooled und dort wie wild gebrainstromed, gedownloaded, gefeedbacked, auch mal gechillt, of course, und dabei insgeheim gehofft, dass weder der Worst Case eintrifft noch eine Tragpflicht für die Face Masks. Wie dämlich ist das?
Einer, der meiner Kritik an dieser unsäglichen Durchflechtung der deutschen Sprache mit «denglischen» Begriffen beipflichten würde, ist der deutsche Schriftsteller, Journalist und Satiriker Kurt Tucholsky. Leider ist dieser schon 1935 gestorben. Unter dem Pseudonym Peter Panter schrieb er 1926 in der damaligen «Die Weltbühne» einen kritischen Artikel über den neudeutschen Sprachstil und wehrte sich darin schon vor 94 Jahren unter anderem gegen die zunehmende Unterwanderung des deutschen Wortschatzes durch Fremd- und Modewörter. Mein lieber Tucholsky, du würdest heutzutage den ganzen lieben Tag lang auf deinen Spazierstock beissen, um nicht ununterbrochen laut zu schreien.

Autor und Foto: Jon Duschletta
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