Von einem «klares Bekenntnis zur Jagd» sprachen am Sonntag nach Auszählung aller 101 Bündner Gemeinden die Jagdkreise. Allen voran der Davoser Tarzisius Caviezel, Präsident des Bündner Kantonalen Patentjäger-Verbands (BKPJV). Er liess sich in einer Medienmitteilung, stellvertretend für das Komitee «Nein zur Bedrohung für Wald, Wild und Jagd» mit den Worten zitieren: «Jetzt ist es klar und deutlich. Die Bündnerinnen und Bündner stehen hinter der Jagd.» Und damit hinter dem bewährten Zweistufenkonzept von Hoch- und Sonderjagd.

Caviezel rief gleichzeitig in Erinne-rung, dass das Bündner Stimmvolk erst 2019 wegen der Sonderjagdinitiative zur Urne gebeten wurde und sich schon damals hinter das praktizierte Bündner Jagdsystem gestellt habe. Die Volksinitiative «für eine naturverträgliche und ethische Jagd» sei, so Tarzisius Caviezel, «eine im Namen irreführende Initiative gewesen». 

«Falschinformation waren mitschuldig»

Auf der anderen Seite zeigte sich Tierschützer Roberto A. Babst am Sonntag, unmittelbar nach Bekanntgabe der Schlussresultate vom Resultat, enttäuscht. Der Kampagnenleiter der Bündner Volksinitiative schöpfte gegenüber der EP/PL aber auch Mut: «Das Resultat hat uns aber auch gezeigt, dass jeder fünfte Stimmberechtigte unsere Initiative unterstützt hat. Wir dürfen deshalb durchaus von einem Achtungserfolg sprechen.» 

Die schlussendlich doch klare Absage der Bündner Stimmberechtigten an die Jagdinitiative begründet Babst mit verschiedenen Faktoren wie fehlende oder falsche Informationen im Abstim-mungskampf. Konkret sagte er: «Die Jägerschaft hat es im Vorfeld der Abstimmung geschafft, mit Desinformation eine Mehrheit der Stimmenden zu überzeugen, und die Regierung ihrerseits hat in den Abstimmungsunter-lagen einseitige Falschinformationen verbreitet.» So hätten die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger nie die Möglichkeit gehabt, sich über Alternativen zu informieren. «Laien und Nicht-Jäger haben so nur die eine Sichtweise erfahren», sagte Roberto A. Babst. 

«Der Kampf geht weiter»

Im Pro-Contra-Doppelinterview (erschienen in der EP/PL am 29. Mai) hatte Babst erklärt, egal wie die Abstimmung auch ausfalle, müsse das Thema Jagd eine Weile Ruhe geniessen. Schon am Abstimmungssonntag regte sich im Tierschützer aus Zizers aber wieder Kampfeswille: «Es wird weitergehen, wir werden weiter versuchen, die Leute aufzuklären und weiter zu informieren. Wir werden weiterkämpfen, weil wir nach wie vor ganz klar der Meinung sind, dass das heutige Wildtiermanagement auf der ganzen Linie veraltet und nicht mehr zeitgemäss ist.» 

Die kantonale Volksinitiative «Für eine naturverträgliche und ethische Jagd» wurde über alle Bündner Gemeinden und Regionen mit einem Nein-Stimmen-Anteil von gut 71 Prozent (Region Moesa) bis über 85 Prozent (Region Bernina) abgelehnt. Total sprachen sich 63 228 Stimmberechtigte gegen die Volksinitiative aus, 16 857 dafür. Die Stimmbeteiligung lag über den ganzen Kanton gesehen bei 58,39 Prozent. Die Resultate der Südbündner Regionen: Bernina: 85,28 Prozent Nein zu 14,72 Prozent Ja, Engiadina Bassa/Val Müstair: 80,13 zu 19,87 und Maloja: 81,81 zu 18,19. 

Autor und Foto: Jon Duschletta