In den letzten Wochen ist im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie viel von Perspektiven gesprochen worden. Das Land, die Wirtschaft, wir alle brauchen Perspektiven, wie es in der Zeit nach Covid-19 weitergehen soll. Oder realistischer: Wie wir lernen, ein normales Leben zu führen mit dem Virus. Gewisse Bundespolitiker wollten diese Perspektiven sogar im Gesetz festgeschrieben haben: Am 22. März sollten die Pandemie und viele Einschränkungen enden. Eine Schnapsidee, welche zum Glück vom Tisch ist.
Ja, wir brauchen Perspektiven. Die Region zeigt, wie das funktioniert. In nur drei Wochen ist es gelungen, einen Langlauf-Weltcup-Event zu organisieren. Zwei Wochen später treffen sich die besten Freeskier und Snowboarder am Corvatsch. Wie der Langlauf-Weltcup wurde auch das Finale des Snowboard Slopestyles kurzfristig übernommen. Anfang Dezember des letzten Jahres standen in St. Moritz die Weltcup-Rennen der Skifrauen auf dem Programm. St. Moritz hatte sich bereit erklärt, die Rennen um eine Woche vorzuverlegen. Dass diese dann wegen schlechten Wetters abgesagt werden mussten, war Pech. Zum Jahresanfang hatte sich die Val Müstair einmal mehr als perfekter Organisator der Tour-de-Ski-Etappen bewiesen, und auch Scuol ist ein Fixpunkt bei den Alpin-Snowboardern. Das sind auch Perspektiven. Weil die Region in den entscheidenden Momenten zeigt, dass sie zusammenarbeiten kann. Weil die Region ihre extrem hohe Veranstaltungskompetenz Mal für Mal beweist und bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Und weil all diese Anlässe ein positives und wichtiges Signal nach aussen senden: Bei uns findet der Wintersport statt, die Verhältnisse sind perfekt, im Engadin kann man Ferien machen. Und wenn wir schon von Perspektiven sprechen: Der Zuschlag für die Freestyle-WM 2025 ist ein nächstes wichtiges Signal. Die Region, die auch in Zukunft auf einen florierenden Tourismus angewiesen ist, wagt auch Neues. Freestyle wird die Aufmerksamkeit eines jungen Publikums wecken und das Engadin für neue Gäste attraktiv machen.
Klar: All diese Anlässe lösen kurzfristige keine Probleme, die die Corona-Pandemie wirtschaftlich verursacht hat und die uns noch lange beschäftigen werden. Aber sie zeigen, dass sich gemeinsam etwas erreichen lässt. Und das ist eine sehr gute Perspektive.
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Autor: Reto Stifel

Foto: Daniel Zaugg