Aktuell ist in höheren Lagen die Paarungszeit der Kreuzottern im Gange. So auch im Engadin, einer eigentlichen Hochburg dieser kleinen, heimischen Giftschlange Vipera berus mit ihrem auffälligen Zickzackmuster, den typischen, senkrecht geschlitzten Pupillen, gekielten Schuppen und den zwei, jeweils drei bis fünf Millimeter langen Giftzähnen im Oberkiefer. Auf dem Bild ist ein eher seltenes schwarzes Kreuzottermännchen – ein Schwärzling – zu sehen, wie es ein hellbraunes Weibchen hütet. Diese Partnerbewachung, in der Fachsprache «mate guarding» genannt, ist als Bewachung eines Weibchens durch ein Männchen vor, während oder nach der Kopulation bei verschiedenen Spezies bekannt und gilt als natürliche Anpassung an die Spermienkonkurrenz. Männliche Bachflohkrebse gehen sogar so weit, dass sie Weibchen schon vor ihrer Geschlechtsreife bewachen, und auch der Mensch kennt in verschiedenen Kulturen solche Bewachungsmuster.

Bei den Kreuzottern kann während der Paarungszeit und mit ganz viel Glück eine Art tänzerischer Ringkampf beobachtet werden, dann nämlich, wenn sich zwei Männchen um ein Weibchen streiten. Sie tun dies aber, ohne sich dabei gegenseitig zu beissen. 

Das seltene Bild der Partnerbewachung gelang dem Bündner Reptilien- und Amphibienspezialisten und Bündner Regionalkoordinator für Reptilien, Hans Schmocker, kürzlich in der Umgebung von Pontresina. 

Die Bündner Interessengemeinschaft für den Reptilien- und Amphibienschutz bigra feiert heuer ihr zehnjährige Bestehen. 

Weitere Informationen unter www.bigra.ch.

Autor: Jon Duschletta, Foto: Hans Schmocker