«Den Oxer stellen wir drei Meter nach hinten, und die Tripple-Barre kommt zehn Meter weiter nach links.» Es bleiben noch 25 Minuten bis zum Start des Preises Engadiner Post, und Parcours-Bauer Edi Hofmann instruiert, nicht hektisch, aber bestimmt, mitten auf der grossen Polowiese in St. Moritz seinen Helfertrupp. An seinem Gürtel hängt der vorher am Computer ausgetüftelte Plan des vierten Parcours am Starttag des Concours Hippique.

 Hofmann ist zusammen mit Roland Moos, beide Aargauer, für das korrekte Aufstellen der Parcours verantwortlich. Und beide sind sie selber auch bei verschiedenen Prüfungen auf ihren Pferden am Start. Klarer Vorteil für die «Kurssetzer», könnte arglistig vermutet werden. «Habe es natürlich versucht, aber hat nicht geklappt. Ich hatte bei meinem Ritt zwei Abwürfe», muss Hoffmann schallend lachend zugeben. Kann eigentlich jeder Pferdesportfreund einen Parcours bei einem offiziellen Anlass setzen? 

«Nein», wird Hofmann ernst und erklärt: «Dafür braucht es eine Lizenz. Es gibt vier aufsteigende nationale und zwei internationale Lizenzen.» Seine erste Lizenz hat der gelernte Sanitär-Installateur 1987 beim Schweizerischen Pferdesport-Verband in Bern erworben. Die Ausbildung für eine Lizenz, das Brevet, dauert jeweils zwei Jahre. 

Rechnung mit Pferd bezahlt

Die Liebe zum Pferd und zum Pferdesport gefunden hat der heutige Betreiber eines Reit- und Pensionsstalls in Unterkulm auf ungewöhnliche Weise. Ihm ist nämlich, damals als er kurz nach der Lehre ein eigenes Sanitärgeschäft betrieb, eine offene Rechnung …  mit einem Pferd bezahlt worden. 

Heute baut der ehemalige Motorcross-Fahrer an über 20 Concours in der Schweiz die Parcours. Und obwohl er über die nötige Lizenz verfügen würde, ist er im Ausland nicht im Einsatz. «Es gibt so viele Pferdesportanlässe in der Schweiz, und meine Zeit ist neben der Arbeit im eigenen Reitstall auch etwas knapp.» Und um im Ausland Parcours setzen zu können, brauche es auch gute Beziehungen. 

Hofmann trauert fehlenden Einsätzen im Ausland auch nicht wirklich nach, muss aber das Gespräch dennoch kurzzeitig unterbrechen. Seine Tochter Laura springt gleich bei der dritten Prüfung über die Hindernisse. Nach ihrer Vorstellung muss er sich von einem der Voluntari beim Umsetzen der Hindernisse anhören, dass Tochter Laura deutlich eleganter auf dem Parcours unterwegs war als der Herr Papa. «Das liegt daran, dass ich zu wenig Zeit hatte, um mit dem Pferd zu trainieren und mich hier in St. Moritz eigentlich nur wegen der einmaligen Umgebung in den Sattel geschwungen habe», pariert der 58-Jährige geschwind. 

Der Parcours für den Preis Engadiner Post ist mittlerweile bereit. Die 31 Amazonen und Reiter schreiten den Parcours ab, prägen sich die zehn Hindernisse ein und bereiten ihre Vierhufer auf den 550 Meter langen Ritt vor. 

Das Glück ist beim Wettreiten den beiden startenden Amazonen aus Zuoz nicht hold. Sowohl Andrea Hardegger auf «Chendai» als auch Gina Camichel auf «Jack Se» müssen vor den Augen von Preisvergeberin Marie-Theres Gammeter Abwürfe in Kauf nehmen und verpassen die Podestplätze. 

Den Platz an der Sonne holt sich souverän mit der schnellsten Zeit und ohne Abwurf Unterländer Beat Danner aus Heiligkreuz. Und der, leicht verschwitzt, bedankt sich formvollendet vom hohen Rücken seines Pferdes für den Preis der Engadiner Post und pflügt auf der anschliessenden Ehrenrunde auf «London Blue» die Polowiese im forschen Galopp ordentlich um. 

 

Text und Fotos: Daniel Zaugg