Das Amt für Wirtschaft und Tourismus (AWT) hat eine umfassende Studie zur Wertschöpfung im Bündner Tourismus in Auftrag gegeben. Gemäss Medienmitteilung des Kantons Graubünden wurde sowohl die Angebotsseite als auch die Nachfrageseite der Bündner Tourismuswirtschaft erhoben und analysiert. Die Studie hat folgende Hauptergebnisse zutage gefördert: 4,05 Milliarden Franken Bruttowertschöpfung – mehr als jeder vierte Franken im Kanton wird im Tourismus erwirtschaftet. 31,3 Prozent der Beschäftigten stehen mit dem Tourismus in Verbindung. Das bedeutet, dass jeder dritte Stelle in Vollzeit in Graubünden direkt oder indirekt mit dem Tourismus zusammenhängt. 

Graubünden verzeichnet jährlich 4,7 Millionen Tagesgäste und 19,1 Millionen Übernachtungen, davon werden 5,5 Millionen in der Hotellerie generiert. Insgesamt sind dies 23,8 Millionen Gästefrequenzen. Zudem werden jährlich in den Bündner Zweitwohnungen durchschnittlich 11 600 Franken für Anschaffungen, Investitionen und Renovationen ausgegeben.

Regional unterschiedliches Gewicht 
Fast ein Drittel der gesamten touristischen Wertschöpfung Graubündens von insgesamt 4,05 Milliarden Franken wird laut Analyse in der Region Engadin / Südtäler (Regionen Engiadina Bassa / Val Müstair, Maloja und Bernina) erwirtschaftet. Die zweitwichtigste Region ist das Bündner Rheintal mit der Region Imboden, Landquart und Plessur, ohne die Gemeinden Arosa und Churwalden. Das grosse Gewicht kommt der nicht auf den ersten Blick touristisch ausgerichteten Region durch die 90-prozentige direkte respektive indirekte Wertschöpfung in Branchen ausserhalb der touristischen Leistungsträger zu sowie durch Vorleistungen und nachgelagerte Effekte des Tourismus.

Quantitativ am meisten zur touristischen Wertschöpfung bei trägt kantonsweit die Branchengruppe «Übrige Dienstleistungen» mit 1,67 Milliarden Franken. Diese Gruppe schliesst unter anderem den Grosshandel, das Architektur- und Immobilienwesen, die Finanzdienstleister sowie das Gesundheitswesen ein. Danach folgt die Branchengruppe «Touristische Leistungsträger» (welche die Beherber­gung, Gastronomie und den Verkehr zusammenfasst) mit einer Wertschöp­fung von knapp 1,4 Milliarden Franken.

Innerhalb dieser Branchengruppe ist wiederum die Beherbergungsbranche der grösste touristische Wertschöp­fungsgenerator, gefolgt vom Verkehr, welcher unter anderem auch den Betrieb von Bergbahnanlagen inkludiert. Ergänzend zu dieser Branchensicht sind im Bericht zur Wertschöpfungsstudie auch die Ergebnisse der Analyse aus Sicht der Bergbahnunternehmen (Bergbahnen inklusive Nebenbetriebe: Hotels, Skischulen, Bergrestaurants, usw.) integriert, welche im Rahmen eines Zusatzauftrags durch die Bergbahnen Graubünden erarbeitet und bereits im Dezember 2023 publiziert wurden.

Fast 20 Millionen Übernachtungen
Mit rund 33 000 Vollzeitstellen ist der direkte und indirekte Beschäftigungsanteil des Tourismus an der Bündner Volkswirtschaft hoch. Fast ein Drittel der Beschäftigten ist im Kanton direkt und indirekt mit dem Tourismus verbunden. Mit 31,3 Prozent ist der Tourismusanteil, gemessen an der Arbeitskraft in Graubünden, höher als im Kanton Wallis (29 Prozent, 2014), im Kanton Bern (7,8 Prozent, 2018) und im Kanton Tessin (12 Prozent, 2014).

Die Befragung der Übernachtungs- und Tagesgäste hat gezeigt, dass in Graubünden jährlich 19,1 Millionen Übernachtungen generiert werden. Dies bedeutet, dass zusätzlich zu den rund 5,5 Millionen Hotelübernachtun­gen ein bedeutender Anteil der Gästefrequenzen in den eigen genutzten Ferienwohnungen, der Parahotellerie, sowie in Form von Übernachtungen bei Bekannten stattfinden. Zusätzlich dazu besuchen 4,7 Millionen Tagesgäste pro Jahr die Bündner Regionen. Die durchschnittlichen Tagesausgaben pro Gast in Graubünden reichen von 260 Franken (Hotelgäste) über 89 Franken (Tagesgäste) bis zu 54 Franken (Gäste in eigengenutzten Ferienwohnungen).

Laut der Medienmitteilung werden kantonsweit 78 Prozent der Zweitwohnungen exklusiv von den Eigen­tümerinnen und Eigentümern selbst genutzt. Hauptgrund für die Nichtvermietung an Dritte ist dabei die gewollte Privatsphäre und die gewünschte Flexibilität für die Eigennutzung. Im kantonsweiten Mittel werden jährlich pro Objekt 11 600 Franken investiert und ausgegeben, davon werden über 84 Prozent der Ausgaben innerhalb des Kantons getätigt. Wie der Kanton mitteilt, unterscheidet sich die Höhe der Investitionen regional beträchtlich. Die Nutzung der Zweitwoh­nun­gen zu Homeoffice-Zwecken hat sich während der Pandemie verdoppelt, und künftig können sich gemäss einer Selbsteinschätzung 36 Prozent der Eigentümerinnen und Eigentümer vorstellen, in ihrer Zweitwohnung zu arbeiten.

Einzigartige Datengrundlage
In der Sommersaison 2022 und in der Wintersaison 2022/2023 sind nahezu 21 000 Gäste und Einheimische zu ihrem Aufenthalt und zum Ausgabeverhalten befragt worden. Ergänzend dazu nahmen mehr als 8300 Zweitwoh­nungseigentümerinnen und -eigen­tümer an einer Online-Umfrage zum Investitions- und Nutzungsverhalten ihres Ferienobjekts teil. Befragt wurde ausserdem eine Auswahl an Bündner Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Die neue Wertschöpfungsstudie Tourismus basiert damit auf einer sehr fundierten Datengrundlage, welche gemäss Mitteilung in dieser Form schweiz­weit einzigartig ist. 

(staka)