Der Salbei gilt als eine sehr alte Kulturpflanze. Der Name Salvia kommt von salvare = heilen. Dabei gibt es eine stattliche Anzahl von Salbeiarten, wie der abgebildete Wiesensalbei, der dreilappige Salbei, der medizinisch genutzte Garten-Salbei, Salvia officinalis L., und andere. Alle haben sehr grosse Heilkräfte und ähnliche Inhaltsstoffe, die für die Wirkung verantwortlich sind. Geschmacklich und vom Aroma her werden Salvia officinalis und triloba heute im Handel verwendet. Der Gartensalbei ist durch die Klostermedizin vom Mittelmeerraum bis in unsere Gärten gekommen. Zu jeder Zeit wurde Salbei in der Küche verwendet. Dies wegen seinem Aroma und den verdauungsfördernden Eigenschaften. Der bei uns heimische Wiesensalbei ist weniger aromatisch und wird deshalb kaum gebraucht.

Die Salbeipflanze hat schöne violette Lippenblüten von zwei Zentimetern Länge, einen vierkantigen Stängel und wird etwa 60 Zentimeter hoch. Die Blätter sind einfach, länglich und etwas gerunzelt. Die graugrünen bis dunkelgrünen Blätter werden als Heilmittel genutzt. Die Eigenschaften sind vielseitig, und es ist vor allem die desinfizierende Kraft, die Salbei zu einem guten Mittel für die oberen Atemwege macht. (Husten / Rachenentzündungen) Die Verdauung wird durch Salbei positiv beeinflusst, Diabetiker, Herz- und Lungenkranke profitieren von dieser Heilpflanze. Äusserlich wird Salbei oft als Wundheilmittel angewendet. In den letzten Jahren hat die Anwendung von Salbei bei Nachtschweiss und bei Wechseljahrbeschwerden von sich reden gemacht. In verschiedenen Forschungsarbeiten haben sich die guten Eigenschaften des Salbeis bei übermässigem Schweiss (Schwitzen) bestätigt. Es mag erstaunen, dass Salbei auch bei psychosomatisch bedingter, übermässiger Schweissbildung wirkt. In der Volksmedizin wird und wurde Salbei gebraucht, um das Abstillen zu erleichtern und um die Menstruation zu fördern. Ferner soll es leicht zuckersenkend wirken. Manchmal wird Salbei als gallentreibend angegeben und man findet es daher in entsprechenden Teemischungen oder Tinkturen. Als Antioxydans (verhindert oder verlangsamt die Oxydation) wird Salbei gerne in der Lebensmittelindustrie verwendet.

Hier die hervorragende Wirkstoffkombination des Salbeis: Ätherische Öle mit Thujon, Cineol, Campher, Borneol, Linalol Beta-Pinen und Caryophyllen, Kaffesäurederivate (Rosmarin- und Chlorogensäure), Di- und Triterpene sowie Flavonoide. In neueren Untersuchungen der Wirkstoffe hat man in der Urolsäure den Wirkstoff gefunden, der die stärkste entzündungshemmende Wirkung entfaltet. Wer also Salbei in seinem Hause hat, ist damit gut bedient und kann manches Leiden heilen.

Salbei wird auch als Genuss- und Nahrungsmittel verwendet, zum Beispiel in Salaten, als Sirupe aus den Blüten hergestellt und als Salbeimäuschen: frittierte Salbeiblätter, oft mit Bierteig gemacht. Es gibt sehr viele Rezepte dazu. Salbei darf in der Küche nicht fehlen (Gewürz). Wir finden diese Blätter in verschiedenen Speisen, so auch in der italienischen Spezialität «Saltimbocca». Salbei als Tee: Ein bis zwei Kaffeelöffel getrocknete, geschnittene Blätter als Aufguss, je nach Anwendung zwei bis vier Tassen pro Tag lauwarm trinken. Beliebt sind auch Salbeitropfen, Tinkturen, Öle usw. Wir finden diese und weitere Fertigarzneien mit Salbei im Handel. Nebenwirkungen sind nur bei massiven Überdosierungen bekannt. 

Wichtiger Hinweis: Die in der Engadiner Kräuterecke beschriebenen Heilpflanzen sind in verschiedenen Fachbüchern zu finden. Jürg Baeder ist Eidg. dipl. Drogist und hat langjährige Erfahrung mit Heilkräutern. Da auch bei den Heilkräutern Verwechslungen möglich und zum Teil auch Anwendungseinschränkungen zu beachten sind, sollte man eine Fachperson konsultieren. Der Autor weist auf die Eigenverantwortung hin. Sämtliche Beiträge zur Serie «Engadiner Kräuterecke» sind auch auf www.engadinerpost.ch im Dossier «Heilpflanzen» zu finden.

Autor: Jürg Baeder