Drei Sachen liebe ich beim Zugfahren: lesen, essen, arbeiten. Am Osterdienstag musste ich von Luzern nach St. Gallen. Da ich Musse hatte, entschied ich mich für die Strecke mit dem Voralpenexpress. Ein guter Entscheid. Und weil ich Hunger hatte, kaufte ich mir vor der Abfahrt ein Pfund Osterschoggieier zum halben Preis. Ein schlechter Entscheid. Schlecht, weil die Dinger Suchtpotenzial haben. Gut, weil der Voralpenexpress durch Gegenden fährt, die ich höchstens vom Geografieunterricht kenne. Und glauben Sie mir, ich war gut in Geografie. Dachte ich.
Denn schon kurz nach Luzern habe ich die Orientierung verloren. Das kratzt an meinem Ego.
Okay, einfach ist es nicht, die Übersicht zu behalten in dieser hügeligen Landschaft mit ein paar bergähnlichen Erhebungen und einer Vielzahl von Seen. Mein Ehrgeiz ist geweckt. Und ich spüre beim Schreiben, dass Sie viel mehr wollen, als einfach dieses P.S. zu lesen. Sie wollen beweisen, dass der Schreiberling eben doch eine Pfeife war in Geografie. Darum ist dieser Text ab sofort auch ein Geografie-Quiz.
Luzern–Küssnacht–Arth Goldau. Kurz nachdem wir Arth Goldau hinter uns lassen, ist rechts unten der – – – – – – – –see zu sehen. Nicht einfach zum Einstieg, ich weiss. Aber das Leben ist halt nun mal kein Ponyhof. Nächster Halt ist in – – – – – – – – – – –. Kleine Hilfe, damit Sie den Bettel nicht schon jetzt hinschmeissen: Der Name des Ortes ist verbunden mit einer eidgenössischen Initiative, welche 1987 vom Souverän gutgeheissen worden ist. Und weiter geht die Reise bis – – – – – – – – – –. (Der Ort trägt ein Tier im Namen). Die Hälfte der Strecke ist geschafft. Ich bin es infolge exzessiven Schoggieierkonsums auch. Darum fertig Geografie-Quiz.
Apropos Quiz: Ein solches läuft auf dem Bildschirm, welcher im Zugwagen aufgehängt ist. Wie viele Kalorien haben zwei Schälchen Schoggipudding? Keine Ahnung. 1000. Was? Umgerechnet in Schoggieier sieht meine Kalorienbilanz gerade miserabel aus. Ich erfahre dank dem Newsportal auch noch, dass die Buchstaben «oratekffl», in die richtige Reihe gebracht, «Kartoffel» heissen und dass sich Meerschweinchen vor Kaninchen fürchten. Warum, habe ich leider wieder vergessen.
Dann ist St. Gallen erreicht. Ich habe auf der übrigens sehr empfehlenswerten Fahrt mit dem Voralpenexpress das gemacht, was ich im Zug am liebsten mache – essen (ausnahmsweise ungesund), lesen (ausnahmsweise nur belanglose Schlagzeilen und arbeiten (an diesem Text). Mein Zugabteil war mein Büro.
P.S. Die drei ersten Leserinnen und Leser, die mir die richtigen Lösungswörter mailen oder per Post schicken, erhalten den Rest meiner Schoggieier. Viele sind allerdings nicht geblieben, und in einem Monat laufen sie ab. Also: dalli, dalli.
reto.stifel@engadinerpost.ch

Autor: Reto Stifel

Foto: Markus Schälli