Unvergessen die Gletscherhöhle, welche sich 2017 ganz zuhinterst in der Val Roseg geöffnet hatte. Eindrücklich die Grösse, das Licht, die Farben, die Stille. Auch in den Jahren zuvor und danach haben sich immer wieder Gletscherhöhlen gebildet. Kleinere und grössere, besser und schlechter zugängliche. Vor allem die Höhlen am Fuss des Morteratschgletschers sind – weil oft einfach zugänglich – zu einem Renner bei Gästen und Einheimischen geworden, und die Bergsteigerschule Pontresina hatte geführte Touren im Angebot. 

Auch in diesem Winter hat sich wieder eine Gletscherhöhle gebildet. Drei Minuten zu Fuss vom Ende der Langlaufloipe und des Wanderweges problemlos erreichbar. Nun aber warnt die Gemeinde Pontresina vor dem Betreten dieser Höhle. Nach Einschätzung von Bergführern sei eine Begehung unter Umständen lebensgefährlich, die Eismassen über der Höhle seien in ständiger Bewegung und damit instabil.

 

Ineinander verkeilte Blöcke

Das bestätigt auch Marcel Schenk von der Bergsteigerschule Pontresina. Zwar seien die Eismassen eines Gletschers immer in Bewegung, bei besagter Höhle aber habe man viele lose, ineinander verkeilte Blöcke beobachtet, welche herunterstürzen könnten. Leute, die die Verhältnisse nicht einschätzen könnten, seien sich der Gefahr oft nicht bewusst. Gerade über die Festtage wurden sehr viele Schaulustige beobachtet, die sich den Blick in die Höhle nicht entgehen lassen wollten. «Wenn tagsüber nonstop Leute in der Höhle sind, ist das Risiko, das etwas passiert, einfach viel grösser», sagt Schenk. Darum bietet die Bergsteigerschule für diese Höhle keine geführten Touren an. 

 

Riesige Nachfrage

Auch wenn die Nachfrage riesig wäre. «Wir haben lange Listen mit Interessenten, die eine Tour buchen möchten.» Sollte wieder eine Gletscherhöhle entstehen, die eine sichere Begehung ermöglicht, werde man auch wieder Touren anbieten, so Schenk. Die aktuelle Höhle sei zudem von den Dimensionen her deutlich kleiner und nicht vergleichbar mit den früheren Gletscherhöhlen. Ein Verbot, die Höhle zu betreten, kann die Gemeinde nicht aussprechen. Sie warnt aber mit Tafeln von einem Besuch abzusehen. 

Autor: Reto Stifel

Foto: z. Vfg